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Tanz auf dem Vulkan (auch auf dem Vulkan tanzen und am Rande des Vulkans tanzen) ist eine aus dem Französischen stammende international verstandene Metapher für ausgelassenes, riskantes, meist ahnungsloses Verhalten in einer sehr gefährlichen Situation oder angesichts einer drohenden Katastrophe. In spezieller selbstbezogener Verwendung kann es auch bedeuten, dass man sich willentlich einer Gefahr aussetzt, oder es sogar genießt, ein hohes Risiko einzugehen.
Aus der Feststellung nous dansons sur un volcan des französischen Staatsmannes und Publizisten Narcisse-Achille de Salvandy am Vorabend der Julirevolution von 1830 entstand diese damals politisch konnotierte Metapher, die sofort von Zeitungen aufgegriffen und in den Jahren und Jahrzehnten danach vor allem von politisch interessierten Schriftstellern verwendet wurde.
Die Metapher geht auf einen Ausspruch des französischen Staatsmannes und Publizisten Narcisse-Achille de Salvandy (1795–1856) im Jahre 1830 zurück, der die Situation in Frankreich mit dem neapolitanischen Vesuv in Verbindung brachte. Am Vorabend der Julirevolution von 1830 wurde von Herzog Ferdinand Philippe d’Orléans, duc de Chartres zu Ehren des Königs und der Königin von Neapel im Pariser Stadtpalast Palais Royal ein Fest gegeben, bei dem de Salvandy anwesend war und selber danach die folgende Schilderung gab:
Der französische Politiker und Historiker Joseph d’Haussonville (1809–1884) bestätigte dies in seinen Erinnerungen:
Sehr früh, bereits 1831, griff der französische Romancier, Autor historischer Mystifikationen und mehrerer apokryphen Memoiren, Étienne-Léon de Lamothe-Langon (1786–1864), die Metapher auf und dramatisierte sie in den fiktiven Memoiren „einer Frau von Format“ (d’une femme de qualité):
Der französische Schriftsteller Gustave Flaubert schrieb in einem Brief vom 10. Januar 1859 an seinen Freund, den Juristen Eugène-Paul Delattre die folgenden drastischen Worte:
Dem Journalisten und Schriftsteller Émile Bergerat erschien die Vulkan-Metapher die beste Beschreibung für das menschliche Leben auf Erden:
Bereits 1846 wurde die Metapher danser sur un volcan in den Bescherelle aufgenommen. Sie ist weiterhin in Frankreich populär und findet sich in Lexika für Redewendungen und in Wörterbüchern.
Heinrich Heine, der der liberal-konstitutionellen Bewegung in Frankreich nahestand, verfolgte auch die Umstände der Julirevolution von 1830. Er verwendete die wörtliche Übersetzung der Metapher in seinem Beitrag Karneval in Paris (7. Februar 1842): „Wir tanzen hier auf einem Vulkan – aber wir tanzen. Was in dem Vulkan gärt, kocht und brauset, wollen wir heute nicht untersuchen, und nur wie man darauf tanzt, sei der Gegenstand unserer Betrachtung.“
Die Substantivierung „Tanz auf dem Vulkan“ findet sich dann in den 1870er Jahren im Volksfreund und in dem Roman Hilf dir selbst! : Socialer Roman aus dem Wiener Leben von Ottokar Franz Ebersberg.
Im Deutschen Wörterbuch werden beim Eintrag „Vulkan“ Publikationen aus den Jahren 1908 und 1910 zu dieser und ähnlichen Redewendungen erwähnt:
„Hieran knüpft eine reihe fester wendungen auf einem vulkan tanzen, stehen, schlafen u. ä., die vermutlich durch frz. schlagwörter der revolutionszeit wie 'nous marchons sur un volcan; les trônes sont sur un volcan' oder 'vous êtes sur un volcan' angeregt wurden: der könig von Neapel bewundert selbst das fest, womit man seine gegenwart honorirt; aber eine ahnung schwebt durch die erleuchteten prachtgemächer, und man erlaubt sich zu gestehen, dass man auf einem vulcan jubele; sie tanzten, ohne, wie die französische gesellschaft, zu wissen, dasz sie auf einem vulkan tanzten; freier: ... wuszte auch nichts von der gefahr, sasz ahnungslos auf dem vulkan und fühlte sich unendlich wohl.“
Auch im Deutschen ist die Metapher weit verbreitet.
Die Metapher hat in anderen Sprachen dieselbe Bedeutung wie im Französischen und Deutschen und wird international in der Populärkultur verwendet.
Im englischen Sprachraum sind dance/dancing on the vulcano und dance/dancing on the lip of a/the vulcano bekannt. Im Spanischen wird el baile en el volcán. bailando en el volcán oder baile en el Volcan verwendet. Im Italienischen ist es la danza sul vulcano. in Polen sagt man taniec na wulkanie. in den Niederlanden dansen op de/een vulkaan. im Chinesischen 火山上的舞蹈 – die Liste ließe sich weiter fortsetzen.
Die Metapher findet in allen Bereichen der Literatur Verwendung, beispielsweise in der Belletristik oder auch der Fachliteratur, sowie in Film, beim Theater und in Musik und Tanz. Nachfolgend eine unvollständige Auflistung von Beispielen in drei Sprachen:
Metaphern wie „einen Drahtseilakt vollführen“, „eine Gratwanderung machen“, „einen Ritt auf der Rasierklinge wagen“, „ein riskantes Spiel spielen“, „Russisch Roulette spielen“, „ein Vabanquespiel wagen“ und „mit dem Feuer spielen“ haben ähnliche Bedeutungen wie „auf dem Vulkan tanzen“, sind aber von der Bildersprache her weniger eindrucksvoll.
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