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Magstadt


Magstadt


Magstadt ist eine Gemeinde im Landkreis Böblingen, die zwischen Sindelfingen und Renningen liegt.

Magstadt liegt am Rande des Gäus und am westlichen Rand des Glemswalds. Durch den Ort fließt der Planbach, der ab der Gemarkungsgrenze Magstadt/Renningen Rankbach genannt wird.

Zu Magstadt gehören Dorf Magstadt, die Höfe Grundhof und Talmühle und das Haus Talziegelei.

Östlich von Magstadt liegt das Naturschutzgebiet Oberes Hölzertal. Der östliche Teil des Stadtgebiets gehört zum Landschaftsschutzgebiet Glemswald. Nördlich der Stadt liegt das Landschaftsschutzgebiet Ratberg mit Umgebung. Die Gemeinde hat überdies Anteile an den FFH-Gebieten Glemswald und Stuttgarter Bucht und Gäulandschaft an der Würm.

Magstadt wurde erstmals 1110 in einer Urkunde des Klosters Hirsau genannt. Der Ort unterstand damals den Markgrafen von Hildrizhausen, die ihn später an die Markgrafen von Tübingen abtraten. Über die Herren von Weißenstein, die Herren von Roßwag und die Herren von Börstingen kam Magstadt 1308 an die Grafschaft Württemberg.

Bis zur Reformation gehörte die Magstadter Pfarrei zum Landkapitel Weil der Stadt im Archidiakonat Trinitatis des Bistums Speyer. 1534 setzte Herzog Ulrich die Reformation in Württemberg durch. Im Dreißigjährigen Krieg „schrumpfte die Einwohnerzahl in Magstadt auf ein Minimum“. Lange Zeit gehörte Magstadt zum Amt Leonberg, ab 1767 jedoch zum Oberamt Böblingen, bei dem es auch nach Gründung des Königreichs Württemberg 1806 blieb. 1817 wurde Magstadt das Marktrecht gewährt.

1850 hatte Magstadt 2207 evangelische und zwei katholische Einwohner, die in 236 Haupt- und 185 Nebengebäuden lebten und arbeiteten.

Im Weltkriegsjahr 1915 war die Eisenbahnstrecke zwischen Böblingen und Magstadt betriebsbereit und stellte somit den Anschluss an das Streckennetz der Württembergischen Staatsbahnen her.

Im Jahr 1927 ließen sich in Magstadt zwei Industriebetriebe nieder: die Malzfabrik Dr. Karl Flik und das Pflanzensaftwerk Schoenenberger, wobei Letzteres noch heute besteht.

Bei der Verwaltungsreform während der NS-Zeit in Württemberg gelangte Magstadt 1938 zum Landkreis Böblingen.

Am 15. März 1943 deportierten lokale Polizisten wie andernorts auch 26 Magstadter Sinti, teils vom Arbeitsplatz bei Daimler, nach Auschwitz-Birkenau. Von den 26 Sinti kehrten nur 9 aus Konzentrationslagern nach Magstadt zurück. Das jüngste Opfer war 18 Monate alt. Am 24. September 2021 wurde für die ermordeten und verfolgten Magstadter Sinti ein vor allem aus zwei Stelen bestehendes Mahnmal enthüllt. Es wurde von der Steinbildhauerin Carla Mausch geschaffen, die im Entwurfsstadium Magstadter Sinti einbezog. In den Jahrzehnten zuvor „gedachte man in der Gemeinde nur der gefallenen Soldaten und der zivilen Opfer des Bombenangriffes vom 10. September 1944“.

Im Zweiten Weltkrieg wurden große Teile des Ortskerns von Magstadt durch alliierte Bomberangriffe zerstört. Am 20. April besetzten französische Truppen Magstadt. In der folgenden Nacht kam es zu einer Vergewaltigungsserie durch marokkanische Soldaten, die französischen Offiziere schritten nicht ein.

Da Magstadt nach dem Zweiten Weltkrieg Teil der Amerikanischen Besatzungszone geworden war, gehörte die Gemeinde seit 1945 zum neu gegründeten Land Württemberg-Baden, das 1952 im jetzigen Bundesland Baden-Württemberg aufging.

Beim Wiederaufbau des zerstörten Ortskerns entstand östlich der Kirche ein neuer Marktplatz.

Die Einwohnerzahlen sind Schätzungen, Volkszählungsergebnisse (*) oder amtliche Fortschreibungen der jeweiligen Statistischen Ämter (nur Hauptwohnsitze). Zahlen seit 1871 vom Statistischen Landesamt Baden-Württemberg.

  • 1902–1933: Ernst Wilhelm Bissinger (seit 1930 mit der Amtsbezeichnung Bürgermeister, davor Schultheiß)
  • 1933–1945: Alfred Stumpf
  • 1945–1948: Robert Burkhardt
  • 1948–1986: Erich Bohlinger
  • 1986–2001: Hans Benzinger
  • 2001–2018: Hans Ulrich Merz
  • seit 2018: Florian Glock (FDP)

Der Gemeinderat in Magstadt hat 18 Mitglieder. Er besteht aus den gewählten ehrenamtlichen Gemeinderäten und dem Bürgermeister als Vorsitzenden, der ebenfalls stimmberechtigt ist. Die Kommunalwahl am 26. Mai 2019 führte zu folgendem amtlichen Endergebnis.

* Das Statistische Landesamt Baden-Württemberg fasst die Wählervereinigungen zusammen.

Wappen

Flagge
1979 beantrage die Gemeindeverwaltung bei der Landesarchivdirektion das „Recht zur Führung einer Flagge“; diesem wurde Ende des Jahres stattgegeben. Im Juni 1986 wurde die grün-weiße Magstadter Fahne auch förmlich vom Magstadter Gemeinderat beschlossen.

Magstadt unterhält mit folgenden Gemeinden offizielle Partnerschaften:

  • Bernsdorf, Sachsen, seit der deutschen Wiedervereinigung
  • Celenza sul Trigno, Italien, seit 1997

Gemeinsam mit der italienischen Partnergemeinde wurde regelmäßig das Brauereiplatzfest als traditionelles Straßenfest gefeiert.

Bis ins 19. Jahrhundert lebten die Einwohner überwiegend von der Landwirtschaft. Nach und nach entwickelten sich Handwerk und Gewerbe im Ort, der große Gemeindewald wirkte hierbei förderlich. In den Jahren 1823/24 gab es innerhalb der knapp 2000 Einwohner 116 Handwerker.

Eine erste Industrialisierungswelle nutzte die großen Steinbrüche und die Korsettweberei. Sie endete in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts krisenhaft. Eine zweite Welle setzte dann um die Wende zum 20. Jahrhundert ein und hält – unterstützt durch die Großindustrie in Sindelfingen – an.

Ende März 2014 wurde der letzte Bauabschnitt der B 464 eingeweiht. Die Ortsdurchfahrt von Magstadt, die vorher zu einer der meist belasteten mit rund 20.000 PKW pro Tag in Baden-Württembergs gehörte, wurde damit wirkungsvoll vom Durchgangsverkehr entlastet. Im Rahmen des Magstadter Verkehrskonzepts wurden zusätzlich eine Südumfahrung errichtet und alle höhengleichen Bahnübergänge beseitigt. Zugleich wurde ein LKW-Durchfahrtsverbot mit Ausnahme des Lieferverkehrs erlassen. Ursprünglich war geplant, Magstadt an die Bundesautobahn 81 anzuschließen. Dieses Vorhaben wurde durch den Bau der B 464 und B 295 ersetzt. Die im Jahr 2003 begonnene Westumgehung wird als Ausweichstrecke für den Ausbau der A 81 bei Böblingen und Sindelfingen benötigt.

Um das Gewerbegebiet Ost an die überörtlichen Straßen anzubinden, befindet sich seit vielen Jahren eine Osttangente in Planung. Wegen Streitigkeiten und daraus resultierenden notwendigen Gutachten verzögert sich der Baubeginn. Ob und wann diese Maßnahme umgesetzt werden kann, ist nicht absehbar.

Magstadt liegt an der Rankbachbahn (Renningen–Böblingen). Nachdem die 1915 eröffnete Strecke zwischenzeitlich nur für den Güterverkehr und Personalfahrten der Daimler AG genutzt worden war, wurde sie im Dezember 2012 auf ihrer vollen Länge als S60 in die S-Bahn Stuttgart integriert. Sie ersetzt zusammen mit der Buslinie 745 nach Maichingen die bis dahin zwischen Renningen und Böblingen verkehrende Buslinie 757. Zudem wird Magstadt durch die Schnellbuslinie X74 (Weil der Stadt–Ihinger Hof–Magstadt–Büsnau–Stuttgart Universität) des Magstadter Unternehmens Stäbler bedient. S-Bahn und Buslinien sind in den Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS) integriert.

Magstadt verfügt mit der Johannes-Kepler-Schule über eine Gemeinschaftsschule mit Ganztagesbetreuung. Die zukünftig fünf Kindergärten komplettieren das Bildungsangebot für Jüngere. Eine ebenfalls im Ort befindliche Ortsbücherei richtet sich an alle Bevölkerungsgruppen. Zusätzlich besteht im Neuen Schulhaus eine Zweigstelle der Volkshochschule Sindelfingen/Böblingen.

Mit Arlt hat eine der größten deutschen Computer-Handelsketten ihren Hauptsitz in Magstadt, ebenso der Fahrradhersteller Merida & Centurion. Außerdem ist die Salus-Gruppe mit dem Pflanzensaftwerk Walther Schoenenberger im Ort vertreten.

Die Gemeinde engagiert sich für Start-Ups und wurde dafür beim baden-württembergischen Landeswettbewerb als gründungsfreundliche Kommune 2018/2019 ausgezeichnet.

Evangelische Kirche

Der Ort Magstadt hatte schon früh eine Holzkapelle und später eine im 10. Jahrhundert entstandene Sandsteinkirche im romanischen Stil. An ihrer Stelle wurde ab ca. 1490 mit dem Bau einer neuen Kirche unter dem aus Magstadt stammenden Bebenhausener Abt Bernhard Rockenbauch begonnen. Der Stil der Chorseitenturmanlage ist spätgotisch, hervorzuheben sind die Sandsteinspitzbögen der Fenster. Die Kirche wurde 1511 geweiht. Es bestehen Differenzen über die Widmung. Von Gelehrten wird vermutet, dass sie dem Heiligen Georg gewidmet wurde, die Magstadter kennen ihre Kirche als Johannes-Täufer-Kirche. Für etwa 25 Jahre war die Kirche katholisch, dann wurde sie im Zuge der Reformation als württembergische Kirche evangelisch.

Die bestehende Kirche war einst Mittelpunkt einer mit dreifachem Mauerwall und Grabenanlage gesicherten Wehranlage. Besonders im südöstlichen Teil ist die innere Wehr- und Zwingmauer noch heute gut erhalten. Die Kirche war früher umgeben von einem Friedhof, auf dem bis zum ausgehenden 17. Jahrhundert Beerdigungen vorgenommen wurden. Einige Grabsteine aus dem 15.–18. Jahrhundert sind rund um die Kirche zu sehen.

Heute prägt die Kirche mit ihrem mächtigen Turm und den vier großen Zifferblättern das Bild des Magstadter Ortskerns.

Der Ratberg befindet sich im Nordwesten Magstadts in Richtung Warmbronn. Beim Ratberg handelt es sich um einen flachen Hügel mit einem Durchmesser von 120 m und einer Höhe von 10 m, der aus Stubensandstein besteht. Der Ratberg entstand durch Reliefumkehr, er ist „nicht nur ein sagenumwobenes Stück geschützte Natur sondern auch das im Wappen verewigte Wahrzeichen von Magstadt“. Die Deutung des Namens Ratberg kann nicht eindeutig abgeleitet werden: Er könnte „nach der radförmigen Bergform benannt“ sein, andererseits war das Rad auch ein Hinrichtungswerkzeug. Die älteste Schreibweise Radeburg (laut der Urbare, 1350 u. 1381) weist jedoch auf eine Burg hin.

Der Naturerlebnispfad Magstadt führt an einigen Naturdenkmälern (wie z. B. den Bissinger Eichen) vorbei. Zusätzlichen gibt es weitere Stationen wie einen Barfußpfad und eine Aussichtsplattform sowie Schautafeln mit Informationen über vielfältige Themen. Erstellt hat sie der Arbeitskreis Natur und Umwelt der lokalen AGENDA 21 Magstadt in Zusammenarbeit mit dem örtlichen Forstrevier.

Die Gemeinde zeichnet sich besonders durch die vielen Vereine aus, zu denen unter anderem der RV Pfeil gehört. Die Magstadter Simon Altvater und Nico Kunert wurden von 2001 bis 2006 sechsmal in Folge Weltmeister. Sie hielten ab dem 3. Juni 2000 den deutschen Rekord im Zweier-Kunstradfahren der Junioren und ab dem 9. März 2006 in der Männerklasse. Der RV Pfeil trägt jährlich im November das Magstadter Radcross aus. Das Rennen ist Teil der Cyclo-Cross-Bundesliga und wird auf dem WM-Kurs von 1969 und der deutschen Meisterschaften 2002 und 2010 ausgetragen.

Durch bauliche Eigenleistung des Radsportvereins wurde 2020 mit den Arrow-Trails eine Mountainbikestrecke eröffnet.

Zu den bekannten Vereinen gehört auch der Bogenclub Magstadt. In Württemberg gehört dieser Verein zu den größten und erfolgreichsten Bogensport-Vereinen. Wegen des einzigartigen Vereinsheimes, einer ehemaligen Wasserpumpstation, ist er oft in den Medien erwähnt worden. Die Bogenschützen des Clubs halten mehrere württembergische Rekorde und sind der Heimatverein von einigen Deutschen Meistern sowie Vizeweltmeistern.

  • Funkenfeuer (Samstag nach Aschermittwoch): Brauch, nach dem zur Wintersonnenwende die bösen Geister vertrieben werden sollen
  • Maifest (1. Mai): mit Fisch des Angelsportvereins Magstadt 1970 e.V. am Hölzersee
  • Rießfest (Ende Juni): Veranstaltung im Rießgarten des Liederkranz Magstadt 1839 e.V.
  • Fleckenfest (Mitte Juli): Fest auf dem Marktplatz, wird von der Arbeitsgemeinschaft örtlicher Vereine Magstadt ausgetragen.
  • Rotsteinbruchfest (letztes Sommerferienwochenende): Veranstaltung zum offiziellen Abschluss des jährlichen Sommerferienprogramms im alten Steinbruchgelände des CVJM Magstadt e.V.
  • Adventsmarkt (Samstag vor dem ersten Advent): Weihnachtsmarkt lokaler Vereine und Gruppierungen zum Ersten Advent.
  • Christian Friedrich Lautenschlager (* 13. April 1877 in Magstadt; † 3. Januar 1954 in Untertürkheim), Mechaniker und Rennfahrer
  • Karl Stähle (* 15. Juli 1944 in Magstadt; † 4. Oktober 2019 ebenda), Glasermeister und Radrennfahrer
  • Ingrid Riezler-Kainzner (* 20. Mai 1959 in Magstadt), österreichische Politikerin
  • Helge Burggrabe (* 17. Juni 1973 in Magstadt), Musiker, Komponist
  • Wolfgang Renner (* 1947), ehemaliger Radsportler und Unternehmer (Centurion).
  • Magstadt. In: Karl Eduard Paulus (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Böblingen (= Die Württembergischen Oberamtsbeschreibungen 1824–1886. Band 27). Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart / Tübingen 1850, S. 184–190 (Volltext [Wikisource]). 
  • Die Website von Magstadt

Text submitted to CC-BY-SA license. Source: Magstadt by Wikipedia (Historical)


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