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Evin-Gefängnis


Evin-Gefängnis


Das Evin-Gefängnis (persisch زندان اوین Zendan-e Ewin) ist das bekannteste und berüchtigtste iranische Gefängnis. Es liegt am nördlichen Stadtrand von Teheran und entstand 1971 durch den Umbau des ehemaligen Domizils von Seyyed Zia’eddin Tabatabai. Ursprünglich für 320 Insassen ausgelegt, waren dort während der Schah-Zeit bis zu 1500 Menschen inhaftiert und seit dem Beginn der Islamischen Revolution 1979 bis zu 15.000 Menschen. Nach Angaben der Gefängnisleitung waren im Jahre 2006 insgesamt 2575 Männer und 375 Frauen in Haft. Das Gefängnis ist für die Inhaftierung und Hinrichtung politischer Gefangener des Iran berüchtigt.

Während der Regierungszeit von Schah Mohammad Reza Pahlavi waren es unter anderem Kleriker der heutigen Staatsregierung, Anführer der Volksmudschahedin, der Fedajin-e Islam und der Tudeh-Partei, die im Evin-Gefängnis, dem Zentralgefängnis des SAVAK, inhaftiert waren. Bekannte Häftlinge waren u. a. Hossein Ali Montazeri, Mahmud Taleghani, Ali Chamene’i, Akbar Hāschemi Rafsandschāni, Mohammad Ali Dschafari, Khosrow Golsorkhi und Massoud Rajavi.

Nach der islamischen Revolution zählten Regimegegner, Kritiker, Schriftsteller, Chefredakteure und abgesetzte Minister zu den Inhaftierten. Vor der iranischen Präsidentschaftswahl 2001 las sich die Liste der Insassen „wie das Who’s Who“ des Iran.

Bekannte Häftlinge waren oder sind:

Das Gefängnis darf von außen und innen nicht fotografiert werden; Aufnahmen sind daher selten. Die Fotografin Zahra Kazemi wurde 2003 wegen Aufnahmen vor diesem Gefängnis zu Tode gefoltert. Marina Nemat saß über zwei Jahre im Evin-Gefängnis. Sie beschrieb ihre Erlebnisse in einer Biographie, die 2006 auf Englisch und später auch in anderen Sprachen erschien. Von ihren Zellengenossinnen im Trakt 246 soll keine die Haftzeit überlebt haben. Während der Haftzeit von Nemat war nach ihren Angaben der Trakt, der in Schah-Zeiten mit 50 Personen belegt war, mit 650 Frauen belegt.

Für seine Einzelzellen mit der Grundfläche 1 × 2 m berüchtigt ist der Trakt 209, der dem Geheimdienst untersteht und in dem politische Gefangene („Staatsfeinde“) inhaftiert sind. Folter und sexueller Missbrauch (u. a. harte Gegenstände in das Rektum oder in die Vagina schieben), um die Gefangenen zu Geständnissen zu zwingen, ist im Evin-Gefängnis eine gängige Praxis. „Gefangene wurden monatelang in kleine Särge mit den Maßen 50 × 80 × 140 cm gesteckt. 1984 waren 30 Gefangene in solchen Särgen. Manche wurden verrückt,“ so Abbas Amir-Entezam, 1979 stellvertretender Premierminister unter Mehdi Bāzargān und 27 Jahre im Evin-Gefängnis inhaftiert.

Roxana Saberi beschreibt darüber hinaus die Weiße Folter, eine Kombination aus Manipulation, Einschüchterung, Isolation […], die zu falschen Geständnissen oder Verleumdung von Freunden und Kollegen führt. „Viele Gefangene verschweigen gegenüber dem Gefängnisarzt die Wahrheit über ihren Gesundheitszustand. Sie haben Angst davor, dass die genannten Krankheiten oder verwendeten Medikamente als Ursache ihres ungewollten Todes im Gefängnis erklärt werden könnten,“ so Mehdi Khazali, Sohn des Ajatollah Abolghassem Khazali. → siehe Said Emami

Die Massenhinrichtung politischer Gefangener im Iran von 1988 hatte ihren Ausgangspunkt im Evin-Gefängnis. Hinrichtungen nach Verurteilungen werden vor Ort durchgeführt, überwiegend durch Hängen, so u. a. bei Abdolmalek Rigi.

Das Gefängnis ist nicht ausschließlich mit politischen Häftlingen belegt, konventionelle Straftäter sind in einem anderen Teil des Gebäudes inhaftiert.

Der jetzige (2011) Generalsekretär der Teheraner Gefängnisverwaltung Farajollah Sedaqat, der bis Oktober 2010 das Evin-Gefängnis leitete, steht neben dem Leiter der Evin-Abteilung 350, Mostafa Bozorgnia, seit dem 12. April 2010 auf Europäischen Sanktionslisten. Sedaqat wird für Folter, Bedrohung und Unterdrucksetzung zahlreicher Inhaftierter in Evin verantwortlich gemacht. Der Leiter der Iranischen Gefängnisverwaltung, Mohammad-Ali Zanjirei, steht ebenfalls auf Sanktionslisten; ihm wird die Überführung von zahlreichen Häftlingen in Einzelhaft vorgeworfen.

2009 gab es vor dem Gefängnis Kundgebungen von Angehörigen der Inhaftierten der Proteste nach der iranischen Präsidentschaftswahl 2009. 2010 fanden diese in täglichem Rhythmus statt; jeden Abend von 17 bis 23 Uhr wurde die Freilassung der Gefangenen gefordert und deren Folterung beklagt.

Im August 2021 wurden Überwachungsvideos aus dem Gefängnis von 2020 und 2021 veröffentlicht. Die Veröffentlichungen zeigen unter anderem Misshandlungen von Gefangenen. Der Leiter des Iranischen Gefängnissystems, Mohammad Mehdi Haj Mohammadi, akzeptiert die Verantwortung für dieses „inakzeptable Verhalten“.

Am 15. Oktober 2022, während der Herbstproteste im Iran kam es zu einem Brand. Dabei starben acht Insassen und 61 Insassen wurden verletzt.

  • Kahrisak
  • Heschmatiyeh-Gefängnis
  • Vakilabad-Gefängnis

Sachbuch

  • Marina Nemat: Prisoner of Tehran. The End of Childhood in Iran. Hodder and Stoughton, London 2007, ISBN 978-0-7195-6250-1.
Roman
  • Ava Farmehri: Through the Sad Wood Our Corpses Will Hang. Reihe: Essential Prose Book, 134. Guernica, Oakville 2017 ISBN 978-1-77183-156-7.
    • Übers. Sonja Finck: Im düstern Wald werden unsere Leiber hängen. Roman. Nautilus, Hamburg 2020.

Maryam Zaree kam 1983 im Evin-Gefängnis zur Welt. Ihre Eltern waren beide dort inhaftiert; sie sprachen nach ihrer Freilassung nie über diese Zeit. Maryam Zaree veröffentlichte 2019 den Dokumentarfilm Born in Evin.

  • iranian.com vom 26. September 2002 Zeichnungen von Soudabeh Ardavan


Text submitted to CC-BY-SA license. Source: Evin-Gefängnis by Wikipedia (Historical)