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Kyrillisches Alphabet


Kyrillisches Alphabet


Die kyrillische Schrift, selten zyrillische Schrift, ist eine Buchstabenschrift, die in zahlreichen vor allem ost- und südslawischen Sprachen in Europa und Asien verwendet wird. Sie ist nach Kyrill von Saloniki (826–869) benannt, der jedoch nicht die kyrillische, sondern die ihr vorausgehende glagolitische Schrift entworfen hat. Man nennt die kyrillische Schrift auch Kyrilliza (кирилица, кириллица, ćirilica/ћирилица) oder Asbuka (азбука; transliteriert azbuka), nach den ersten beiden Buchstaben des altkyrillischen Alphabets.

Obwohl anerkannt ist, dass Kyrill und Method im 9. Jahrhundert als Urheber der glagolitischen Schrift gelten können, ist die Urheberschaft des kyrillischen Alphabetes immer noch Gegenstand akademischer Diskussion. Sie trägt zwar den Namen Kyrills, entstand jedoch nach heutiger Auffassung erst um die Mitte des 10. Jahrhunderts in Ostbulgarien am Hofe der bulgarischen Zaren in Preslaw. Eine Urheberschaft von Kyrill und Method, die ein Jahrhundert früher lebten, wäre somit unwahrscheinlich.

Die Zuschreibung an Kliment von Ohrid, einen im westlichen Teil des Bulgarischen Reiches tätigen Schüler Kyrills von Saloniki, ist zwar weit verbreitet, jedoch legendenhaft und nicht beweisbar. Eine entsprechend gedeutete Nachricht in der Legenda Ochridica bedeutet wohl nur, dass er die glagolitische Schrift reformiert hat.

Die meisten Buchstaben wurden aus dem griechischen Alphabet (in seiner byzantinischen Schriftform) übernommen oder von ihm abgeleitet. Für Laute, die das Griechische nicht kennt, wurden Zeichen aus der glagolitischen Schrift (Glagoliza) zugrunde gelegt, die um 862 vom Slawenlehrer Konstantin, der später den Namen Kyrill annahm, entwickelt worden waren.

Es gibt keine einzige mittelalterliche Quelle, die das Alphabet als „kyrillisch“ bezeichnet oder aber Kyrill von Saloniki als Schöpfer dieser Schrift erwähnt. Als erwiesen gilt, dass das Alphabet seine erste Verbreitung durch Konstantin von Preslaw fand. Konstantin war ein Schüler von Kyrills Bruder Method und einer der bedeutendsten Vertreter der sogenannten Literarischen Schule von Preslaw (bulgarisch Преславска книжовна школа). Er war um 900 Bischof in der bulgarischen Hauptstadt Preslaw. Von seinen altbulgarischen Texten, die kyrillisch gefasst sind, sind heute mehr als 40 Schriften bekannt. Sein bedeutendstes Werk ist das „Belehrende Evangelium“ (um 893–894), dessen Einführung – das „Alphabetische Gebet“ – durch eine russische Abschrift aus dem 12. Jahrhundert bekannt ist. Das Werk von Konstantin von Preslaw gilt als eine der ältesten kyrillischen Schriften.

Eine der ersten erhaltenen Steininschriften auf Kyrillisch ist die Inschrift auf dem Fragment eines Grabkreuzes aus dem 9. oder 10. Jahrhundert, das einst das Grab von Ana markierte. Ana war die jüngste Tochter des bulgarischen Herrschers Boris I. (852–889) und die Schwester seiner Thronfolger Wladimir Rassate (889–893) und Simeon I. (893–927). Die zweisprachige Inschrift erzählt auf Altbulgarisch in kyrillischer Schreibweise und auf Griechisch, dass „der Diener Gottes Ana verstorben ist. Im Monat Oktober am neunten Tag verstarb der Gottesdiener Ana“.

Eine weitere erhaltene Inschrift aus dieser Zeit auf Kyrillisch ist die Grabinschrift eines hohen Amtsträgers am Hofe des bulgarischen Zaren Simeon I. (893–927) mit dem Namen Mostitsch (bulgarisch Мостич). Die Grabinschrift wurde 1952 von Prof. Stancho Waklinow (1921–1978) bei archäologischen Feldforschungsarbeiten in der sogenannten Mostitsch-Kirche (auch als Mostitsch-Kloster bekannt) in der Innenstadt des alten Verwaltungszentrums Preslaw gefunden. Die Forscher gehen heute davon aus, dass das steinerne Monument in den 950er, spätestens in den 960er Jahren geschaffen wurde. Der Text des Denkmals lautet (auf Altbulgarisch und übersetzt):

Diesem Denkmal kommt zentrale Bedeutung auch deshalb zu, weil es das erste erhaltene Monument ist, das die Verwendung des kaiserlichen Titels Zar historisch belegt. Die Grabinschrift wird mit weiteren steinernen Monumenten aus der Zeit zwischen dem 9. und dem 10. Jahrhundert im Archäologischen Museum Weliki Preslaw aufbewahrt.

Die ursprünglich einheitliche Schrift hat in den verschiedenen Sprachen unterschiedliche Entwicklungen genommen. Die der Ausgangsform am nächsten kommende Variante findet sich im Kirchenslawischen wieder. Mehrere Buchstaben (z. B. ѣ, ѫ, ѧ, Ѯ, Ѱ, ѳ, ѵ, ѡ) der alten kyrillischen Schrift werden heute nicht mehr verwendet. Das heutige Buchstabeninventar der einzelnen Sprachen wird in den Artikeln zu den jeweiligen Sprachen behandelt.

1708 wurde die kyrillische Schrift im Russischen Reich im Zuge der Reformen Peters des Großen vereinfacht und optisch an die lateinische Schrift angepasst. Diese latinisierten Buchstabenformen, die zur Unterscheidung von der kirchenslawischen Schrift als Bürgerliche Schrift bezeichnet wurden, wurden zur Grundlage der normativen Orthographie des Russischen. In der Folge fanden sie unter russischem Einfluss auch in den außerhalb des Russischen Reiches gelegenen Regionen Verbreitung, in denen die kyrillische Schrift verwendet wurde.

Im 19. Jahrhundert erhielten auch das Bulgarische und das Serbische eine normierte kyrillische Orthographie, siehe dazu Bulgarisches Alphabet und Serbisches Alphabet. Während die bulgarische Kyrilliza sich in der Form der Buchstaben weitgehend an die russische anlehnte und in der Orthographie zunächst zum großen Teil etymologischen Kriterien folgte, wurde die serbische Kyrilliza durch Vuk Karadžić radikal reformiert, um eine konsequent phonologische Schreibweise des Serbischen zu ermöglichen. Ende des 19. beziehungsweise Anfang des 20. Jahrhunderts wurde auch die kyrillische Orthographie des Ukrainischen und des Belarussischen einheitlich normiert, wobei die Alphabete dieser Sprachen jeweils viele Gemeinsamkeiten, aber auch einige Abweichungen von dem des Russischen aufweisen. Während und unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg wurde schließlich in Jugoslawien ein eigenes vorwiegend dem Vorbild des Serbischen folgendes kyrillisches Alphabet für das Mazedonische normiert.

Für das Rumänische, eine romanische Sprache, die in einem Land überwiegend orthodoxen Glaubens gesprochen wird und seit dem 16. Jahrhundert kyrillisch geschrieben worden war, wurde hingegen 1865 das kyrillische Alphabet zugunsten des lateinischen abgeschafft.

Durch die russische Rechtschreibreform von 1918 wurde die kyrillische Schreibweise des Russischen erneut reformiert, wobei einige infolge der Lautentwicklung nicht mehr notwendige Schriftzeichen abgeschafft wurden. Eine ähnliche Reform erfolgte nach dem Zweiten Weltkrieg für das Bulgarische. Die Schreibweise der übrigen kyrillisch geschriebenen slawischen Sprachen hat sich hingegen seit ihrer ersten modernen Normierung, die bereits zum großen Teil phonologischen Kriterien folgte, nicht mehr wesentlich verändert.

Bereits zur Zeit des Zarenreiches wurde das kyrillische Alphabet zur erstmaligen Verschriftlichung einiger kleinerer Sprachen in den zu diesem gehörenden Gebieten Osteuropas, des Kaukasus, Zentralasiens und Sibiriens genutzt. Zu sowjetischer Zeit wurde in den 1920er und beginnenden 1930er Jahren zunächst das lateinische Alphabet als Mittel zur Verschriftlichung von Sprachen propagiert, die bisher schriftlos waren oder zuvor das von offizieller Seite als rückständig angesehene arabische oder das mongolische Alphabet verwendet hatten. Ende der 1930er-Jahre wurde dann jedoch die Orthographie aller dieser Sprachen auf das kyrillische Alphabet umgestellt. Von der allgemeinen Einführung der Kyrilliza für die Sprachen der Sowjetunion ausgenommen blieben lediglich das Armenische und das Georgische, die ihre eigenen traditionellen Schriften beibehielten, sowie die Sprachen der baltischen Republiken und von Minderheitengruppen mittel- oder westeuropäischer Herkunft, die weiterhin in lateinischer Schrift geschrieben wurden. Nach dem Vorbild der Sowjetunion führte auch die Mongolische Volksrepublik die kyrillische Schrift ein. Zur Schreibung der nichtslawischen Sprachen der Sowjetunion wurde das kyrillische Alphabet in der für das Russische üblichen Form in den meisten Fällen um weitere meist neugeschaffene Buchstaben erweitert, um alle Laute der jeweiligen Sprache wiedergeben zu können.

Heute werden Russisch, Ukrainisch, Belarussisch, Bulgarisch, Serbisch, Mazedonisch und das moderne Kirchenslawisch sowie zahlreiche weitere Sprachen in Osteuropa, Sibirien, im nördlichen Kaukasus und in Zentralasien mit kyrillischen Zeichen geschrieben. Teilweise werden auch noch Turksprachen wie Kasachisch und Kirgisisch, das mit dem Persischen verwandte Tadschikisch, Mongolisch oder auch Dunganisch, ein chinesischer Dialekt, kyrillisch geschrieben.

Die Alphabete der einzelnen Sprachen sind im Wesentlichen gleich und unterscheiden sich nur durch einige wenige Zeichen. Manche Sprachen verwenden Sonderzeichen (ähnlich den Umlauten in der lateinischen Schrift). Allerdings werden in der kyrillischen Schrift im Gegensatz zur Lateinschrift nur selten beigefügte Akzente, Punkte, Zedillen oder ähnliches verwendet, sondern eher ganz neue Buchstabenformen eingeführt. Die kirchenslawische Schrift enthält eine ganze Reihe von Zeichen, die in den modernen Schriften nicht mehr üblich sind.

Seit dem Beitritt Bulgariens zur Europäischen Union 2007 ist die kyrillische neben der lateinischen und der griechischen eine der drei offiziell verwendeten Schriften in der EU. Aus diesem Grund werden seit 2013 die Währungsbezeichnung EURO („ЕВРО“) und die Abkürzung EZB (ЕЦБ für bulgarisch Европейска централна банка Ewropejska zentralna banka, wörtliche Übersetzung von „Europäische Zentralbank“) auf den Eurobanknoten auch in der kyrillischen Schreibweise aufgeführt.

Die folgende Tabelle zeigt die kyrillischen Buchstaben in der heute üblichen bürgerlichen Schrift mit den Zeichen aller Sprachen:

  • Spalte 1 (mod. kyrill.): moderne Groß- und Kleinbuchstaben
  • Spalte 2 (transl.): Transliteration
  • Spalte 3 (altkyrill.): alte, heute noch für kirchliche Texte verwendete Kyrilliza
  • Spalte 4 (glagol.): die nicht aus dem Griechischen übernommenen glagolitischen Buchstaben
  • Spalte 5 (griech.): die entsprechenden griechischen Buchstaben
  • Spalte 6 (lat. Buchst.): zum Vergleich aus dem griechischen Alphabet entwickelte lateinische Buchstaben

Wie aus der Tabelle ersichtlich, wurde die kyrillische Schrift hauptsächlich aus der griechischen entwickelt. Dabei wurden griechische Unzialformen benutzt (vergleiche Griechisches Alphabet), aus denen später sowohl Klein- als auch Großbuchstaben entstanden. Für alle mit griechischen Buchstaben nicht darstellbaren Phoneme wurden glagolitische Buchstaben – in einer an den griechischen beziehungsweise kyrillischen Schriftduktus angepassten Form – übernommen.

Von einigen Kleinbuchstaben gibt es sehr unterschiedliche Varianten, ähnlich wie bei a/ɑ im lateinischen Alphabet. Im Russischen herrscht in aufrechter Schrift die der jeweiligen Majuskel ähnelnde Form der Minuskeln vor, und die andere Form kommt fast nur in kursiven Schriften vor, wie in der Tabelle abgebildet. Im Bulgarischen und Serbischen sind die von den Großbuchstaben stark abweichenden Minuskeln auch in aufrechter Schrift üblich. Das vergrößert die Zahl jener Zeichen, die bei gleicher Form im kyrillischen und im lateinischen Alphabet unterschiedliche Bedeutung haben. Vor allem in Serbien kann das leicht verwirren, wo die Landessprache mancherorts sowohl lateinisch als auch kyrillisch geschrieben wird.

Im Serbischen und Mazedonischen sind außerdem andere Formen der kursiven Minuskeln üblich, die großenteils der kyrillischen Schreibschrift ähneln:

  • Das б (б) ähnelt noch stärker als die Standardform einem kleinen griechischen Delta (δ).
  • Das г (г) sieht aus wie ein i mit Makron (ī) und nicht wie ein an der Vertikalen gespiegeltes s oder punktloses Fragezeichen.
  • Das д (д) ähnelt einem g statt einem runden d (mit gebogener Oberlänge) oder einer gespiegelten 6.
  • Das п (п) sieht in Annäherung an die griechische Schreibschrift wie ein kursives и oder ein lateinisches u mit Makron (ū) und nicht wie ein n aus.
  • Das т (т) ist analog der Standardvariante (ähnlich m) die verdoppelte Form der Minuskel für das п, also etwa vergleichbar einem kursiven ш oder umgekehrten lateinischen m mit Makron (ɯ̅).

In der Computertypographie waren diese Varianten lange nur über speziell lokalisierte Schriften darstellbar. Inzwischen können aber „Smart Fonts“ in den Formaten OpenType, Graphite oder AAT abhängig von der Sprache automatisch die korrekten Glyphvarianten auswählen. Allerdings muss das Betriebssystem oder die verwendete Software dazu die Sprache bestimmen können und nicht alle Schriftdateien sind entsprechend angepasst.

Noch Ende des 17. Jahrhunderts hatte die kyrillische Schreibschrift große Ähnlichkeit mit der mittelalterlichen griechischen Unziale.

Mit der von Zar Peter dem Großen eingeleiteten Modernisierung Russlands näherte sich der Stil der gedruckten wie geschriebenen Schrift zeitgenössischen westeuropäischen Schriften an.

Für die graphische Wiedergabe der kyrillischen Schrift mit lateinischen Buchstaben (Romanisierung) gibt es verschiedene Möglichkeiten der Umschrift:

  • sprachunabhängig (ISO 9:1995/GOST 7.79-2000 System A mit 1:1-Buchstabenzuordnung),
  • ausgangssprachabhängig (wissenschaftliche Transliteration, ISO/R 9:1968, DIN 1460:1982, GOST 7.79-2000 System B),
    • parallel oder früher verwendetes lateinisches Alphabet der Ausgangssprache (z. B. Serbisch, Mazedonisch, Turksprachen),
  • ausgangs- und zielsprachabhängig (Transkription).

Die Umkehrbarkeit ist dabei nur im ersten Fall vollständig gewährleistet, mit kleinen Einschränkungen meist auch im zweiten. Daneben gibt es die rein ausspracheabhängige Schreibung, z. B. per IPA, die aber nicht von der Ursprungsverschriftung, also hier den kyrillischen Buchstaben, abhängig ist. In einigen Fällen, etwa im Mongolischen oder bei Namen von Auswanderern, wird das kyrillische Schriftsystem parallel mit einem anderen verwendet, für das es oft wiederum eine Transliterationsvorschrift ins lateinische gibt, die zu anderen Ergebnissen führen kann. Ein theoretisch möglicher rein zielsprachabhängiger Ansatz ist nicht üblich, da wie im lateinischen Schriftsystem nicht in jeder Sprache den kyrillischen Buchstaben dieselben Laute zugeordnet sind (z. B. г: g/h).

Die in der Slawistik übliche wissenschaftliche Transliteration beruht auf dem tschechischen Alphabet. Die Normen der ISO und anderer Institute (vor allem GOST) bauen darauf auf, unterscheiden sich aber in Details davon. Die Vereinten Nationen empfehlen seit 1987 für geographische Bezeichnungen GOST 16876-71, die zumindest für das Russische keine Unterschiede zur wissenschaftlichen Transliteration und ISO/R 9 aufweist und nur drei zu ISO 9 (щ: šč/ŝ, я: ja/â, юju/û). Die Nachfolgenorm GOST 7.79-2000 stimmt in System A insgesamt bis auf zwei kleine Ausnahmen mit ISO 9 überein.

Für die weitgehend phonetische Transkription gibt es in den europäischen Sprachen – auch und gerade in der deutschen – eine lange Tradition, in deren Verlauf es auch zu Änderungen und Varianten kam (z. B. Namensendung -off/-ow/-ov/-ev oder in der DDR sh für ж). Neben der Verwendung von w anstelle von v für в weicht die vom Duden gepflegte (russisch-)deutsche Transkription vor allem bei den S-Lauten von der Transliteration ab (ш/ж: sch, з: s statt z, ц: z statt c).

Im englischen Sprachraum dominieren zwei einander sehr ähnliche Standards, die zugunsten von Digraphen (meist mit h) weniger stark auf diakritische Zeichen wie Hatschek und Zirkumflex setzen (z. B. щ: shch statt šč oder ŝ): BGN/PCGN (Geographie) und ALA-LC (Bibliothekswesen). Durch die Verwendung in den internationalen Medien, zum Beispiel im Profisportbereich, und deren unreflektierter Übernahme durch die lokale Presse finden sich die französische und vor allem englische Transkription auch in vielen anderen Ländern; ebenso tauchen wegen technischer Schwierigkeiten akzentbefreite Transliterationen auf. Es ist ein Qualitätsmerkmal von Verlagen und Redaktionen, den ausgewählten Transkriptions- oder Transliterationsstandard durchgängig einzuhalten.

In Jugoslawien galt für die lokalen Sprachen eine einheitliche Umwandlung von kyrillischen in lateinische Buchstaben und umgekehrt, die sich in den Nachfolgestaaten erhalten hat. Vor allem in Serbien werden beide Systeme weiterhin parallel verwendet. In den Staaten Aserbaidschan, Turkmenistan und Usbekistan wurden nach der Unabhängigkeit von der Sowjetunion in den 1990er-Jahren auf dem Türkischen basierende lateinische Alphabete (wieder-)eingeführt. In diesen Fällen wird in der Regel auch im Ausland die lokale Umschrift verwendet. In Belarus hat ein an das polnische angelehntes lateinisches Alphabet (Łacinka) historische Bedeutung, genießt heute aber keinen offiziellen Status und wird deswegen zur Transkription des Belarussischen in fremdsprachigem Kontext nur selten verwendet.

Gegebenenfalls in Klammern steht

  • unter Transliteration die strengere ISO 9 von 1995,
  • unter deutsch die DDR-Transkription.

Zu inoffiziellen Methoden der Transliteration, die sich an den technischen Beschränkungen von Eingabegeräten wie lateinischen Tastaturen orientieren, siehe Translit.

Auch moderne kirchenslawische Texte werden nach wie vor in der altkyrillischen Schrift gesetzt, die in der obigen Tabelle dargestellt ist. Eine etwaige Transkription oder Transliteration richtet sich in der Regel nach der Sprache des Landes, in der der Text erscheint.

Anmerkung: Die serbische Sprache verwendet neben der kyrillischen Schrift auch das lateinische Alphabet. Die Verfassung Serbiens hebt zwar die kyrillische Schrift für den offiziellen Gebrauch vor allem in der öffentlichen Verwaltung und Schulen in Serbien als erste Schrift hervor, es kann und darf aber die lateinische Schrift auch im offiziellen Gebrauch verwendet werden. Im Serbokroatischen des ehemaligen Jugoslawien waren die serbische kyrillische Schrift und das lateinische Alphabet im offiziellen Gebrauch gleichgestellt.

In Montenegro ist laut Verfassung die kyrillische Schrift neben der lateinischen Schrift gleichberechtigt. Im Jahr 2009 veröffentlichte das montenegrinische Ministerium für Bildung und Wissenschaft eine Rechtschreibung, die neben zwei zusätzlichen Buchstaben (sowohl in der lateinischen als auch in der kyrillischen Variante) auch ein Wörterbuch mit entsprechenden Abweichungen der Schreibungen einzelner Wörter der montenegrinischen Sprache vom Serbokroatischen enthält.

Die heutige Form der serbischen Azbuka (Alphabet) geht auf die Reformierung der bisherigen kyrillischen Schrift durch Vuk Stefanović Karadžić im 19. Jahrhundert zurück. Die slawenoserbische Schrift, die zu seiner Zeit nur noch in höheren Kreisen bekannt war, ähnelte bis auf einige Konsonanten vor allem der russischen kyrillischen Schrift sehr.

Vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert war vor allem in Bosnien und Herzegowina und in Teilen Kroatiens außerdem die Schrift Bosančica verbreitet.

In der Sowjetunion und ihren Nachfolgestaaten (v. a. Kasachstan) wurde und wird Uigurisch mit einem kyrillischen Alphabet geschrieben, in der Volksrepublik China hingegen offiziell zunächst mit einem erweiterten Lateinalphabet (Yengi Yeziⱪ, „neue Schrift“) und seit 1987 (wieder) in einem arabisch-persischen Alphabet (Ⱪona Yeziⱪ, „alte Schrift“). In den verschiedenen Verschriftungen kommen unterschiedliche Rechtschreibprinzipien zum Tragen, so dass die verschiedenen Alphabete nicht eins zu eins übertragbar sind. Das betrifft vor allem die Schreibweise von Lehnwörtern aus dem Russischen und aus dem Chinesischen.

Bis zum 10. Jahrhundert stand die Walachei unter bulgarischem Einfluss, Moldau vom 10. bis zum 13. Jahrhundert unter dem Einfluss der Kiewer Rus. Wegen des orthodoxen Glaubens der Rumänen und der slawischen Umgebung wurde die rumänische Sprache ab dem 13. Jahrhundert mit kyrillischen Buchstaben geschrieben. Diese Schrift wurde von der kirchenslawischen übernommen.

Ab dem 18. Jahrhundert wurde jedoch die kyrillische Schrift in Siebenbürgen (das damals zum Habsburgerreich gehörte) nach und nach durch die lateinische ersetzt. Damals wurde noch kein eigenes rumänisches Alphabet entwickelt, sondern nach den Regeln der ungarischen Orthographie geschrieben. Die Siebenbürgische Schule entwickelte schließlich Anfang des 19. Jahrhunderts ein eigenes offizielles rumänisches Alphabet, das auf lateinischen Buchstaben basierte. 1862 wurde in Rumänien offiziell die kyrillische Schrift komplett durch die lateinische ersetzt.

1938 wurde in der Moldauischen ASSR für die in Moldauisch umbenannte rumänische Sprache die kyrillische Schrift wieder eingeführt, allerdings diesmal nicht in der kirchenslawischen, sondern in der russischen Version. Im von der Sowjetunion annektierten Bessarabien wurde in den Jahren 1940 und 1941 sowie von 1944 bis 1989 die Verwendung der kyrillischen Schrift obligatorisch. Heute wird Rumänisch nur noch in Transnistrien mit kyrillischen Buchstaben geschrieben.

Im Kirchenslawischen hat ähnlich wie im Griechischen jeder Buchstabe einen Namen. Diese womöglich schon von Konstantin-Kyrill selbst eingeführten Namen sind größtenteils normale altkirchenslawische Wörter beziehungsweise Wortformen, die eine Art Merkspruch zu ergeben scheinen, durch den sich vielleicht Schreibschüler die Reihenfolge des Alphabets besser merken konnten. Allerdings sind für die am Ende des Alphabets, nach Omega, eingefügten Buchstaben größtenteils keine solchen „sprechenden“ Namen überliefert.

In den heutigen slawischen Sprachen werden nicht mehr die traditionellen Namen verwendet, sondern nach einem ähnlichen Muster wie im Deutschen gebildete Namen:

Die kyrillischen Zahlen sind ein Zahlensystem, das auf den kyrillischen Buchstaben beruht. Es wurde bei den Süd- und Ostslawen vor allem in kirchenslawischen Texten benutzt, die in alter Kyrilliza geschrieben sind. Die Verwendung von Buchstaben als Zahlzeichen erfolgte nach griechischem Muster. Zur Markierung wurde ein Titlo über den jeweiligen Buchstaben gesetzt. Seit dem 16. Jahrhundert wurden daneben auch indisch-arabische und römische Zahlen benutzt. Seit Einführung der bürgerlichen Schrift durch Peter I. 1708 werden die kyrillischen Zahlen nicht mehr verwendet.

Die am weitesten verbreiteten 8-Bit-Kodierungen für Kyrillisch sind ISO 8859-5, Windows-1251, Macintosh Cyrillic, KOI8-R und KOI8-U. Sie umfassen nur die für die modernen slawischen Sprachen benötigten Buchstaben, KOI8 sogar nur die für modernes Russisch beziehungsweise Ukrainisch. Historische Zeichen und Sonderzeichen für nichtslawische Sprachen sind nur in Unicode kodiert (vergleiche dazu ausführlich Kyrillisch und Glagolitisch in Unicode).

Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die Kodierung kyrillischer Zeichen in der aktuellen ISO-Transliteration, hexadezimal und dezimal in Unicode (z. B. für numerische Zeichenreferenzen in HTML, SGML und XML verwendbar) und als hexadezimale Bytewerte in den fünf erwähnten 8-Bit-Kodierungen, wobei die Ergänzungen von KOI8-U gegenüber KOI8-R in der gemeinsamen Spalte in Klammern stehen.

Der Tag der kyrillischen Schrift ist der 24. Mai. In Bulgarien als Tag des bulgarischen Alphabets gefeiert, ist er ein offizieller Feiertag. An diesem Tag werden traditionell am Denkmal für Kyrill und Method vor der Bulgarischen Nationalbibliothek Blumen niedergelegt, auch in Moskau auf dem Slawjanskaja-Platz in der Nähe des Kremls, wo sich ebenfalls ein Denkmal befindet. In vielen Kirchen werden Gottesdienste abgehalten. Zum ersten Mal wurde der Feiertag 1851 an der bulgarischen Schule Kyrill und Method in Plowdiw im damaligen osmanischen Reich begangen.

  • Ableitung der lateinischen und kyrillischen aus griechischen Buchstaben
  • A. Leskien: Handbuch der altbulgarischen (altkirchenslavischen) Sprache. Grammatik – Texte – Glossar. 10. von Johannes Schröpfer mit Verbesserungen und Ergänzungen versehene Auflage. Winter, Heidelberg 1990, ISBN 3-533-00615-8 (Indogermanische Bibliothek. Reihe 1: Lehr- und Handbücher).
  • Nicolina Trunte: Altkirchenslavisch. 5. Auflage. Sagner, München 2003, ISBN 3-87690-480-3 (Словѣньскъи ѩзыкъ. Ein praktisches Lehrbuch des Kirchenslavischen in 30 Lektionen. Zugleich eine Einführung in die slavische Philologie. Band 1 = Slavistische Beiträge. 264 = Studienhilfen. Band 1).
  • Gerhard Podskalsky: Theologische Literatur des Mittelalters in Bulgarien und Serbien 865–1459. C. H. Beck, 2000, ISBN 3-406-45024-5
  • Florin Curta: Southeastern Europe in the Middle Ages, 500-1250, Cambridge University Press, 2006, ISBN 0-521-81539-8
  • Ivan G. Iliev: Kurze Geschichte des kyrillischen Alphabets. Plovdiv, 2015, Digitalisat (PDF, 56,5 MB; ResearchGate)
  • Ivan G. Iliev: Short History of the Cyrillic Alphabet. International Journal Of Russian Studies (IJORS), 2013, Digitalisat (ijors.net)
  • Paul Cubberley: “The Slavic Alphabets” and later finalized and spread by disciples Kliment and Naum in Ohrid and Preslav schools of Tsar Boris’ Bulgaria. In: Daniels, Bright (Hrsg.): The World’s Writing Systems. Oxford University Press, 1996, ISBN 0-19-507993-0.
  • Eleonora Gallucci: Ucitel’noe Evangelie di Costantino di Preslav (IX-X sec.). Tradizione testuale, redazioni, fonti greche. (PDF; 5,1 MB) In: Europa Orientalis, XX, 2001, S. 49–138 (Belehrendes Evangelium von Konstantin von Preslaw)
  • Philipp Ammon: Tractatus slavonicus, Digitalisat (PDF, 1,4 MB; sjani.ge). In: Sjani (Thoughts) Georgian Scientific Journal of Literary Theory and Comparative Literature, N 17, 2016, S. 248–56
  • Sebastian Kempgen: Kodeks-Server (deutsch/englisch)
  • Omniglot (Online-Enzyklopädie über Schriftsysteme und Sprachen): Cyrillic script (englisch)
  • Transliteration of Non-Roman Scripts – umfangreiche Sammlung von Transliterationsvorschriften für verschiedene Sprachen und Alphabete
  • Transliterations- und Transkriptionstabelle sowie MS-Word-Makro zur Transliteration und Konvertierung (Memento vom 3. Februar 2013 im Internet Archive)
  • Tastaturbelegung „Kyrillisch“ für deutsche Nutzer (Universität Leipzig): Windows, Linux (Ubuntu/LinuxMint), MacOS
  • Russische phonetische Tastaturbelegung für deutsche Tastaturen
  • Kyrillisch unter Linux/KDE (Memento vom 20. April 2012 im Internet Archive) – Perl-Skript zur Transliteration von Russisch in die deutsche Form
  • Direkte Umschrift Lateinisch–Kyrillisch, mit Rechtschreibkontrolle (Translit, auf dem Englischen basierende Umschrift ohne diakritische Zeichen)
  • CyrAcademisator Online-Transliteration und Konversion für ISO 9, wissenschaftlich, ISO/R 9, ALA-LC (diakritisch), GOST 7.79B, Deutsch (Duden), Dänisch (Sprognævn) und Translit. Altkyrillische Buchstaben werden erkannt und können per virtueller Tastatur eingegeben werden.
  • Tabelle, die insbesondere die speziellen Morsezeichen für kyrillische Buchstaben enthält
  • Typografischer Blindtext-Generator für Russisch
  • Das russische Gesetz, das die kyrillische Schrift vorschreibt: Website der Russischen Föderation (Memento vom 29. Mai 2007 im Internet Archive)
  • Bulgarisches „Gesetz zur Transliteration“ vom 13. März 2009: Закон за транслитерацията (bulgarische Wikisource)
  • Russisches Alphabet (Memento vom 14. Dezember 2018 im Internet Archive) – 33 Buchstaben und 330 Beispielwörter mit Audioaufnahmen
  • Linkkatalog zum Thema kyrillisches Alphabet bei curlie.org (ehemals DMOZ)

Text submitted to CC-BY-SA license. Source: Kyrillisches Alphabet by Wikipedia (Historical)