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Kleinkastell Rheinbrohl


Kleinkastell Rheinbrohl


Das Kleinkastell Rheinbrohl war ein römisches Militärlager des Obergermanischen Limes, der im Jahre 2005 den Status des UNESCO-Weltkulturerbes erlangte. Die Fortifikation befand sich auf dem Gebiet der im heutigen rheinland-pfälzischen Landkreis Neuwied gelegenen Verbandsgemeinde Bad Hönningen, in deren Bereich der Obergermanisch-Raetische Limes sich von der Flussgrenze des Rheines – dem Niedergermanischen Limes – nach Osten hin lösend, zwischen der Ortsgemeinde Rheinbrohl und der Stadt Bad Hönningen seinen nördlichen Anfang nahm.

Das Kleinkastell Rheinbrohl lag am nördlichen Rand des heutigen Gemeindegebietes von Rheinbrohl in unmittelbarer Nähe des Rheins. In antiker Zeit befand es sich hier direkt an einer inzwischen verlandeten Rheinschleife, etwa 200 Meter südlich des „Caput Limitis“ (lateinisch „Haupt des Limes“), des nördlichen Beginns des Obergermanischen Limes, dessen Überwachung der Besatzung der kleinen Fortifikation oblag. Der Limes nahm hier auf dem rechten Rheinufer seinen Anfang, gegenüber der auf der linken Rheinseite befindlichen Mündung des Vinxtbaches (von lateinisch: Ad Fines = „Bei den Grenzen“), die dort die Grenze zwischen den Provinzen Germania inferior (Niedergermanien) und Germania Superior (Obergermanien) bildete.

Der Limes umschließt in seinem nördlichen Abschnitt das Neuwieder Becken, eine alte Siedlungskammer, die schon früh in den strategischen Überlegungen der Römer eine große Rolle spielte. Bereits die beiden Brücken, die Gaius Iulius Caesar in den Jahren 55 und 53 v. Chr. über den Rhein schlagen ließ, haben vermutlich in diesem Bereich gelegen. Eine weitere römische Brücke wurde im Jahre 49 n. Chr. zwischen Confluentes, dem heutigen Koblenz und Ehrenbreitstein errichtet. Mehrere archäologische Entdeckungen am Unterlauf der Lahn seit 2009 verweisen dort auf militärische Aktivitäten möglicherweise offensiven Charakters in der claudisch-neronischen Zeit (41–68). Später, während der Chattenkriege (83–85) unter Kaiser Domitian (81–96) diente das Neuwieder Becken als Aufmarschbasis für militärische Operationen durch das Tal der Lahn. Vermutlich nach dem Ende der Feldzüge des ersten Jahrhunderts wurde mit dem Ausbau des Limes in dieser Region begonnen.

Das Kleinkastell Rheinbrohl wurde im Herbst 1899 entdeckt und ausgegraben. Es handelte sich bei ihm um ein quadratisches Steinkastell mit rund 26 Metern Seitenlänge, was einer Gesamtfläche von etwa 0,07 Hektar entspricht. Der Innenraum des Lagers wurde von einem einzelnen Gebäude eingenommen, zur Trinkwasserversorgung diente ein Brunnen vor der östlichen Kastellmauer. Die mit ihrem einzigen Tor nach Süden, zum Rhein hin ausgerichtete Anlage war von einer 90 Zentimeter starken Wehrmauer umgeben, vor der sich als Annäherungshindernis zwei jeweils etwa sechs Meter breite und zwei Meter tiefe Spitzgräben befanden. Der Befund mehrerer Mauern unterhalb des Kastells, die bei den Ausgrabungen angeschnitten wurden, konnte nicht interpretiert werden.

Das Kastell wurde in der Regierungszeit des Commodus (180–192) an der Stelle einer älteren römischen Bebauung errichtet. Die vollständige Ausdehnung und ehemalige Funktion jener Bauten ließ sich jedoch zum Zeitpunkt der Ausgrabungen nicht mehr ermitteln. Zu einem nicht näher datierbaren Zeitpunkt, vermutlich in der Spätphase des Limes, fiel es der Zerstörung durch ein Feuer unbekannter Ursache zum Opfer. Über die Kastellbesatzung ist nichts bekannt, es dürfte sich um die Vexillatio (Detachement) einer in der Nähe stationierten größeren Auxiliareinheit gehandelt haben.

Von der Anlage ist heute nichts mehr erhalten, auch nicht unterirdisch. Das Gelände wurde durch neuzeitlichen Kiesabbau völlig zerstört.

Der Obergermanische Limes ist im nördlichsten Abschnitt, zwischen seinem Anfangspunkt und dem Kastell Niederbieber in unterschiedlichen Zuständen erhalten. Insbesondere in den wenig besiedelten, bewaldeten Höhenzügen nordöstlich des Rheines sind noch zahlreiche Spuren sowohl des Limesgrabens selbst, wie auch seiner Wachtürme im Gelände zu sehen. Die Strecke ist heute durch den Limeswanderweg touristisch erschlossen.

Der Limes verlässt den Rhein und verläuft zunächst in nordöstliche Richtung, bevor er beim hypothetischen Wachturm Wp 1/4 nach Osten einschwenkt. Zu Beginn der Strecke sind, bedingt durch die moderne Bebauung des Geländes, keinerlei Spuren zu sehen, erst ab dem Wp 1/5 werden die Bodenverformungen der Limesbauwerke im Gelände sichtbar. Der Limes beschreibt einen sanften Bogen oberhalb des Nassenbachtals. Etwa im Bereich des heutigen Jagdhauses „Wilhelmsruh“, beim Wp 1/10, schwenkt er nach Südsüdosten hin ein, um sich am Wp 1/13 erneut nach Osten zu wenden, bis er schließlich das Kleinkastell „Am Forsthofweg“ erreicht. Insgesamt steigt der Limes auf seinem Weg vom Kleinkastell Rheinbrohl bis zum Kleinkastell „Am Forsthofweg“ um rund 310 Höhenmeter an.

Spuren der Limesbauwerke zwischen dem Kleinkastell Rheinbrohl und dem Kleinkastell „Am Forsthofweg“:

Das Kleinkastell Rheinbrohl und die erwähnten Bodendenkmale sind als Abschnitt des Obergermanisch-Rätischen Limes seit 2005 Teil des UNESCO-Welterbes. Außerdem sind die Anlagen Kulturdenkmale nach dem Denkmalschutzgesetz des Landes Rheinland-Pfalz (DSchG). Nachforschungen und gezieltes Sammeln von Funden sind genehmigungspflichtig. Zufallsfunde sind an die Denkmalbehörden zu melden.

Im Rheinbrohler Ortsteil Arienheller befindet sich das offizielle Limes-Informationszentrum für das Land Rheinland-Pfalz RömerWelt am Caput Limitis. Das Zentrum wurde Ende 2008 eröffnet. Die Trägerschaft liegt bei der Stiftung „Caput Limitis“, für die inhaltliche Konzeption zeichnet die Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz verantwortlich. Auf einer Fläche von rund 6.000 m² wird dort versucht, mittels museumspädagogischer Methoden und entsprechender Events die Zeit des römischen Limes plastisch und vor allem familiengerecht zu vermitteln. Neben dem Hauptgebäude gibt es einen weitläufigen Außenbereich mit Rekonstruktionen römischer Baumaschinen und Werkstätten sowie eines Contuberniums und eines Backhauses. Abgeschlossen wird das Gelände von einer etwa 50 Meter langen Nachbildung des Limes.

  • Liste der Kastelle am Obergermanisch-Raetischen Limes
  • Dietwulf Baatz: Der Römische Limes. Archäologische Ausflüge zwischen Rhein und Donau. 4. Auflage. Gebr. Mann, Berlin 2000, ISBN 3-7861-2347-0, S. 91–93.
  • Thomas Becker: Ein Inschriftenfragment vom Wachturm 1/8 bei Rheinbrohl. Zur „Inschriftenausstattung“ der Wachtürme am Obergermanisch-Raetischen Limes. In: Andreas Thiel (Hrsg.): Neue Forschungen am Limes. 4. Fachkolloquium der Deutschen Limeskommission 27./28. Februar 2007 in Osterburken. Theiss, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8062-2251-7, (= Beiträge zum Welterbe Limes, 3), S. 43–57.
  • Ernst Fabricius, Felix Hettner, Oscar von Sarwey (Hrsg.): Der obergermanisch-raetische Limes des Roemerreiches. Abt. A, Bd. 1: Die Strecken 1 und 2. Petters; Heidelberg, Berlin, Leipzig 1936.
  • Christian Fleer: Typisierung und Funktion der Kleinbauten am Limes. In: Egon Schallmayer (Hrsg.): Limes Imperii Romani. Beiträge zum Fachkolloquium „Weltkulturerbe Limes“ November 2001 in Lich-Arnsburg. (Saalburg-Schriften 6), Bad Homburg v. d. H. 2004, ISBN 3-931267-05-9, S. 75–92.
  • Cliff Alexander Jost: Nachgrabung und Konservierung der Türme am Limes. Wachposten 1/8 im Rheinbrohler Wald. In: Andreas Thiel (Hrsg.): Neue Forschungen am Limes. 4. Fachkolloquium der Deutschen Limeskommission 27./28. Februar 2007 in Osterburken. Theiss, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8062-2251-7, (= Beiträge zum Welterbe Limes, 3), S. 31–41.
  • Cliff Alexander Jost: Der römische Limes in Rheinland-Pfalz. (Archäologie an Mittelrhein und Mosel, Bd. 14), Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz, Koblenz 2003, ISBN 3-929645-07-6, S. 27–46.
  • Margot Klee: Limes. Strecke 1, WP 1/1–1/93. In: Heinz Cüppers: Die Römer in Rheinland-Pfalz. Lizenzausgabe der Auflage von 1990, Nikol, Hamburg 2002, ISBN 3-933203-60-0, S. 442–443.
  • Margot Klee: Der Limes zwischen Rhein und Main. Theiss, Stuttgart 1989. ISBN 3-8062-0276-1, S. 33–37.
  • Limes-Info-Zentrum Rheinbrohl auf der Webseite der Stiftung „Caput Limitis“ Rheinbrohl

Text submitted to CC-BY-SA license. Source: Kleinkastell Rheinbrohl by Wikipedia (Historical)