![Nahe (Rhein) Nahe (Rhein)](https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/d/d0/Einzugsgebietskarte_Nahe.png/400px-Einzugsgebietskarte_Nahe.png)
Die Nahe (lateinisch Nava, ursprünglich keltisch Wilder Fluss) ist ein etwa 125 km langer, linker Nebenfluss des Rheins im Saarland und in Rheinland-Pfalz. Ihre Mündung in Bingen am Rhein gilt als Grenze zwischen Oberrhein und Mittelrhein.
Die Nahe trennt die Mittelgebirge Nordpfälzer Bergland und Hunsrück sowie die Naturräume Saar-Nahe-Bergland und Hunsrück. Sie durchfließt nacheinander den saarländischen Landkreis St. Wendel sowie die rheinland-pfälzischen Landkreise Birkenfeld, Bad Kreuznach und Mainz-Bingen.
Der Fluss entspringt im Saarland im Naturraum Primstaler Höhen auf dem Südhang des 505 m hohen Eckersbergs. Die gefasste Quelle liegt nordwestlich von Selbach an einem Waldrand. Anfangs durchfließt die Nahe zwei Nohfeldener Ortsteile, zunächst Selbach und unterhalb davon Gonnesweiler. Dort erhält sie über die Bos Zufluss aus dem Stausee Bostalsee, den sie im Südosten passiert. Nach Durchfließen des Hauptortes von Nohfelden verlässt sie das Saarland in nordöstlicher Richtung und überquert die Grenze zu Rheinland-Pfalz.
Weiter in diese Richtung führt der Flusslauf unter anderem durch Hoppstädten-Weiersbach nach Idar-Oberstein. 1985 wurde hier im Stadtteil Oberstein die Nahe auf 1875 m Länge mit der Nahehochstraße überbaut, um die Altstadt vom Durchgangsverkehr der Bundesstraße 41 zu entlasten. Flussabwärts folgen die Orte Kirn, Monzingen, Bad Sobernheim und Niederhausen sowie Bad Münster am Stein, Bad Kreuznach und Gensingen.
Schließlich passiert die Nahe – nun in nördlicher Richtung fließend – den Rochusberg und gelangt nach Bingen am Rhein, wo sie am Rheinknie von Süden her bei Rheinkilometer 529,1 in den Rhein mündet. Die Nahe hat hier eine mittlere Wasserführung von 30 m³/s.
Das Einzugsgebiet der Nahe umfasst eine Fläche von 4065 km². Es wird über den Rhein zur Nordsee entwässert.
Die Ausdehnung des Einzugsgebiets ist der Karte zu entnehmen. Seine Grenzen sind im Uhrzeigersinn, beginnend im Osten:
Die linken Zuflüsse sind in dunklem, die rechten in hellem Blau talwärts aufgeführt.
Die linken Zuflüsse sind in dunklem, die rechten in hellem Blau talwärts aufgeführt.
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In der folgenden Tabelle werden die meisten Nebenflüsse der Nahe genannt. Angegeben sind die orographische Lage der Mündung, die Länge inklusive der Quellflüsse, das Einzugsgebiet, die Höhenlage der Mündung und die Gewässerkennzahl.
Am Fluss liegen die folgenden Orte von der Quelle zur Mündung (mit Land und Kreis):
Aufgrund dieses im Vergleich zur Flusslänge großen Einzugsgebiets können im Mittel- und Unterlauf innerhalb von wenigen Stunden sehr starke Hochwasser auftreten, die aber auch schnell wieder abfließen. Dabei kann es in Bad Kreuznach zu Abflussmengen von über 1000 m³/s, an der Mündung von über 1300 m³/s kommen.
Die Täler der Nahe und ihrer Nebenbäche formten sich in geologisch junger Zeit infolge einer Hebung der Erdoberfläche. Die Gewässer erhielten dadurch ein stärkeres Gefälle. Vor allem in Schmelzperioden während der Eiszeiten, als hier Tundrenklima herrschte und der Boden nicht durch eine dichte Vegetation geschützt war, kam es zu starker Erosion durch die reißende Strömung der Bäche und Flüsse. Je nachdem, wie hart der Gesteinsuntergrund war, entstanden dabei enge Täler mit schroffen Felshängen oder weiträumige, sanft geformte Täler. Im Nahegebiet ist der häufige Wechsel zwischen beiden Formen reizvoll. Enge und felsige Talabschnitte finden sich da, wo harte vulkanische Gesteine anstehen, weiträumige im Bereich weicherer Sedimentgesteine. Überwiegend gehören die Gesteine der geologischen Epoche des Rotliegend am Ende des Erdaltertums an. Damals herrschte im Bereich des Nahegebiets ein lebhafter Vulkanismus.
Das rötliche Vulkangestein Rhyolith verwittert in den höher gelegenen, niederschlagsreicheren Teilen des Nahegebiets zu relativ saurem Boden. Dort ist die typische Flora nur schwach vertreten. In der Gegend um Bad Kreuznach und Bad Münster am Stein jedoch herrscht im Regenschatten des Hunsrücks warmes und recht trockenes Klima. Dort liefert der Rhyolith bei der Verwitterung neutrale bis basische Böden, auf denen sich geradezu ein „Hot Spot“ botanischen Artenreichtums entwickelt hat. Dieser beruht auch darauf, dass sich die Nahe dort durch ein mächtiges Rhyolithmassiv genagt und dabei steile Felshänge geschaffen hat, darunter den berühmten Rotenfels, der rund 200 m nahezu senkrecht aufragt und die höchste Felswand Deutschlands außerhalb der Alpen ist. Er präsentiert sich als riesiger natürlicher Steingarten.
Ideale Standorte für die wärmeliebende Flora bietet auch das basischere Vulkangestein Andesit, dessen Vorkommen sich über das gesamte Nordpfälzer Bergland verteilen. Mehrmals musste sich die Nahe durch Andesit-Querriegel hindurchnagen, weshalb botanisch bedeutsame Felshänge, die größtenteils als Naturschutzgebiete eingestuft sind, wie Perlen einer Kette ihren Lauf begleiten. Genannt seien der Hellberg bei Kirn, der Flachsberg bei Martinstein und der Gangelsberg bei Duchroth.
Der Oberlauf der Nahe durchquert das Andesitplateau von Baumholder. Es entstand zur Zeit des Rotliegend als riesige Lavadecke mit einem Durchmesser von rund 20 km. An seinem Rande liegt die Edelsteinstadt Idar-Oberstein. Sie ist in Felshänge eingebettet, die sich ebenfalls durch reiche botanische Vorkommen auszeichnen. Flussaufwärts von Idar-Oberstein klingt die Xerothermvegetation allmählich aus, da das Klima dort kühler und feuchter wird.
Ebenfalls im Bereich des Andesitplateaus liegt der fast 12.000 Hektar große Truppenübungsplatz Baumholder, der ein hervorragendes Naturreservat darstellt. Durch das extensive Befahren mit Kettenfahrzeugen und die Beweidung durch Wanderschafherden blieb dort geradezu die Agrarlandschaft des frühen 20. Jahrhunderts erhalten. Das Betretungsverbot aus militärischen Gründen garantiert dort einen besonders wirksamen Schutz von Fauna und Flora.
Seit dem 19. Jahrhundert sind das Nahetal und das südöstlich davon gelegene Nordpfälzer Bergland Ziel in- und ausländischer Botaniker und Naturfreunde. Durch zahlreiche naturwissenschaftliche und heimatkundliche Veröffentlichungen wurde bekannt, dass dort wärmeliebende Pflanzenarten vorkommen, die ihre Hauptverbreitung teils in Südeuropa, teils in den Steppengebieten von Osteuropa bis Asien haben. Charakteristische Arten sind zum Beispiel Berg-Steinkraut (Alyssum montanum subsp. montanum), Gold-Aster (Aster linosyris), Grundblütige Segge (Carex halleriana), Diptam (Dictamnus albus), Pfingstnelke (Dianthus grationopolitanus), Bleicher Schöterich (Erysimum crepidifolium), Bleicher Schwingel (Festuca pallens), Felsen-Gelbstern (Gagea bohemica subsp. saxatilis), Blaugrünes Labkraut (Galium glaucum), Steppen-Spitzkiel (Oxytropis pilosa), Großes Federgras (Stipa pulcherrima) und Roßschweif-Federgras (Stipa tirsa).
Diese Pflanzen sind in einer nacheiszeitlichen Wärmeperiode nach Europa eingewandert. Als danach das Klima erheblich kühler und feuchter wurde, starben sie im größten Teil Deutschlands wieder aus. Sie überlebten nur an Stellen, wo aufgrund besonderer geographischer Gegebenheiten kleinräumig weiterhin Wärme und Trockenheit herrschten, an die sie angepasst sind. Im Nahetal und seinen Seitentälern sind dies besonders Felshänge, die nach Süden oder Südwesten gerichtet sind, so dass im Sommer die Sonnenstrahlen in steilem Winkel auftreffen. An heißen Sommertagen entwickeln sich dort wahrlich steppenhafte Verhältnisse mit Bodentemperaturen von 60 °C oder mehr. Aber nicht nur Felsen, sondern auch Laubwälder und Gebüsche, welche weniger felsige Steilhänge bedecken, weisen ein ziemlich warmes und trockenes Lokalklima auf und eignen sich als Lebensräume für wärmeliebende und trockenheitsertragende Pflanzen. Ihre Gesamtheit wird als Xerothermvegetation bezeichnet.
Die als Naheland bezeichnete Region bietet vielfältige touristische Anreize:
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