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Schängel


Schängel


Schängel ist eine mundartliche Bezeichnung (Ortsneckname) für die in der Stadt Koblenz geborenen Jungen (heute auch Mädchen). Koblenz wird auch oft als „Schängel-Stadt“ bezeichnet. Den Schängeln widmete man 1914 ein Karnevalslied und baute ihnen 1941 im Rathaushof einen Brunnen, der zu einem Wahrzeichen der Stadt wurde.

Der Begriff Schängel stammt aus der 20-jährigen Zugehörigkeit (1794–1814) der Stadt Koblenz zu Frankreich. Gemeint waren damit ursprünglich die von den Franzosen abstammenden Kinder deutscher Mütter. Der gängigste Name war damals Hans oder Johann, was dem französischen Jean entspricht. Die Koblenzer hatten aber Schwierigkeiten, Jean französisch auszusprechen, und in der Mundart der Koblenzer wurde daraus Schang.

Über die Zeit entwickelte sich hieraus schließlich Schängel, eigentlich ein Diminutiv mit der Bedeutung Hänschen. Anfangs galt es als Schimpfwort, etwa vergleichbar dem deutschen Bankert (Synonym für ein uneheliches Kind). Heute jedoch wird Schängel als Ehrenname verstanden und jeder in Koblenz Geborene darf für sich in Anspruch nehmen, ein Schängel zu sein. Häufig wird sogar liebevoll eine zweite Verkleinerungsendung zum Schängelche angehängt.

Einen sehr ähnlichen Spitznamen haben die Einwohner von Maastricht, die Sjenge genannt werden. Auch dieser Name geht auf den Namen Jean zurück, der bis vor kurzem in Maastricht sehr häufig war.

Der Schängelbrunnen steht auf dem Willi-Hörter-Platz, das ist der Rathaushof, umgeben von Renaissance- und Barockbauten. Er wurde am 15. Juni 1941 eingeweiht. Der Brunnenbau geht auf eine Initiative von Koblenzer Bürgern zurück, darunter der Koblenzer Karnevalist Jupp Flohr. Der Brunnen mit achteckigem Becken aus Basalt wurde 1939 von dem Mayener Bildhauer Carl Burger entworfen und ist dem Koblenzer Mundartdichter Josef Cornelius, dem Schöpfer des Schängelliedes, gewidmet.

Mit diesem Brunnen hat man dem Koblenzer Schängel und seinen Streichen ein Denkmal gesetzt, ebenso der Lebensfreude der Koblenzer Bürger. Die Bronzefigur speit etwa alle drei Minuten einen sprühenden Wasserstrahl mehrere Meter weit über das Brunnenbecken hinaus, sodass Passanten vom Wasser getroffen werden können. Modell für die Skulptur stand der damals elfjährige Rudolf Dany aus Mayen; gegossen wurde sie in München.

Die Schängelchen, die Lausbuben von Koblenz, hatten es dem Mundartdichter Josef Cornelius angetan. Ihnen widmete er zum Karneval 1914 sein Gedicht Dat Cowelenzer Schängelche. Der Musikalienhändler und Komponist Carl Wilhelm Kraehmer (1874–1918) schuf im Auftrag der Großen Koblenzer Karnevalsgesellschaft zu dem Text die Melodie. Das fröhliche Lied wurde mit einem Riesenerfolg auf der Sitzung der „Großen“ im Februar 1914 im Stadttheater Koblenz uraufgeführt und im Laufe der Jahre zur Hymne der Koblenzer.

Der Begriff Schängel wird auch wie folgt genutzt:

  • Schiffsname der Rheinfähre Koblenz
  • Schängel-Center, ein Geschäftshaus in der Koblenzer Innenstadt
  • Lokalanzeiger „Koblenzer Schängel“, eine Wochenzeitung in Koblenz
  • einige Kanaldeckel in Koblenz zeigen ein Abbild des Schängels
  • Schängelmarkt, Koblenzer Volks- und Stadtfest
  • Mundart-Theater „Zum Schängel“ in der Kulturfabrik Koblenz
  • JoHo-Schängel-Stiftung des Koblenzer Oberbürgermeisters Joachim Hofmann-Göttig
  • Koblenzer Karnevalsgesellschaft Rot-Weiß-Grün Kowelenzer Schängelcher 1922 e.V. – Koblenzer Karnevalsverein
  • diverse Sportvereine in Koblenz nutzen ebenfalls den Begriff in ihrem Namen
  • Energieversorgung Mittelrhein GmbH (Hrsg.): Geschichte der Stadt Koblenz. Gesamtredaktion: Ingrid Bátori in Verbindung mit Dieter Kerber und Hans Josef Schmidt. Theiss, Stuttgart 1992–1993;
    • Bd. 1: Von den Anfängen bis zum Ende der kurfürstlichen Zeit. Theiss, Stuttgart 1992, ISBN 3-8062-0876-X.
    • Bd. 2: Von der französischen Stadt bis zur Gegenwart. Theiss, Stuttgart 1993, ISBN 3-8062-1036-5.
  • Fritz Michel: Die Kunstdenkmäler der Stadt Koblenz. Die profanen Denkmäler und die Vororte. München Berlin 1954, (Die Kunstdenkmäler von Rheinland-Pfalz Erster Band).
  • Herbert Dellwing, Reinhard Kallenbach (Bearb.): Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz Band 3.2. Stadt Koblenz. Innenstadt. Speyer 2004, ISBN 3-88462-198-X, S. 146.
  • Hans Bellinghausen: 2000 Jahre Koblenz – Geschichte der Stadt an Rhein und Mosel. S. 412–415, Kapitel „Schängel“ – französischen Ursprungs. Harald Boldt Verlag, Boppard a. Rh. 1971, ISBN 3764615567.
  • Manfred Gniffke: Mir sein Kowelenzer Schängelcher – Geschichten und Anekdoten aus dem alten Koblenz. 2. Auflage, 2007, ISBN 978-3-8313-1695-3.
  • Hannelore Kraeber: Neues Wörterbuch der Koblenzer Mundart. S. 288, Eintrag „Schängel, dä, pl. -e, Schängelche“, 2. Auflage, 1992, ISBN 3-9803142-2-7.
  • Merian – Koblenz, Heft vom 2. Februar 1978, S. 130, Artikel: „Der Schängel“.
  • Wolfgang Schütz: Koblenzer Köpfe. Personen der Stadtgeschichte – Namensgeber für Straßen und Plätze. Verlag für Anzeigenblätter GmbH, Hrsg.: Bernd Weber, Mülheim-Kärlich 2005 (2. überarb. u. erw. Aufl.), S. 104f. und S. 462f.
  • Schängelbrunnen in: regionalgeschichte.net

Text submitted to CC-BY-SA license. Source: Schängel by Wikipedia (Historical)