![Glück im Unglück – Unglück im Glück Glück im Unglück – Unglück im Glück](/modules/owlapps_apps/img/nopic.jpg)
Glück im Unglück – Unglück im Glück ist eine der bekanntesten Parabeln aus dem Huainanzi (chinesisch 淮南子, dt. Meister von Huainan), 18. Kapitel (chinesisch 人間訓, Renjianxun, dt. In der Welt des Menschen) aus dem 2. Jahrhundert v. Chr., die die Sichtweise des Daoismus in Bezug auf Glück (das ist gut) und Unglück (das ist schlecht) erläutert.
Die deutsche Übersetzung orientiert sich an der Übersetzung von Claude Larre et al.: Les grands traités du Huainan zi. 1993, S. 208–209.
Die Parabel erzählt, wie ein Bauer, der mit seinem Vater im Grenzland zu den Barbaren lebt, unverschuldet in verschiedene Situationen gerät. Diese zufälligen Ereignisse haben alle schwerwiegende Auswirkungen:
Diese Ereignisse werden von den anderen Grenzbewohnern spontan beurteilt, der alte Vater des Bauern aber relativiert diese Beurteilungen der Situationen mit seinem Wissen um Dào (d. h. Der rechte Weg):
Alles ist ein Wechselspiel von Yin und Yang, von Licht und Schatten, von Glück und Unglück, ob in den kleinsten Kleinigkeiten oder in den großen Ereignissen des Lebens. Da es aber im Rahmen der menschlichen Wahrnehmung unmöglich ist, alle Konsequenzen eines Ereignisses oder eines Umstandes zu erkennen (und somit zu wissen, was nun wirklich Glück oder wirklich Unglück ist), ist die Reaktion des Alten auf diese Ereignisse ein stoischer Gleichmut und damit eine angemessene Reaktion. Er reagiert mit Wu wei (dt. „nicht Eingreifen“; „nicht Handeln“; dieser Begriff ist aber nicht mit Apathie zu verwechseln) und findet in dieser Erkenntnis seine Ruhe und dauerhaftes, wahres Glück: Er akzeptiert das Leben so, wie es ist.
Die Weisheit in der Parabel kommt nicht von einem Lehrer, einem Mönch oder einem König, und sie wird auch nicht langwierig diskutiert. Sie kommt von einem einfachen, alten Mann, der sie in sehr kurzen Sätzen – Wiederholungen, da es nichts hinzuzufügen gibt – von sich gibt. Damit wird angedeutet, dass das Wissen um Dào jedem zugänglich sei.
Durch die Ein- und Ausleitungssätze wird klargemacht, dass die Parabel nur einen kleinen Ausschnitt einer unendlichen Abfolge zeigt: Vor dem Verlust des Pferdes gab es andere Glücks-Unglücks-Situationen und nach der Abwehr der Barbaren werden weitere folgen.
Unter den chinesischen Sprichwörtern (Chengyu, chinesisch 成語 / 成语, Pinyin Chéngyǔ) findet man die Redewendung
Ausgehend von der ursprünglichen Parabel sind verschiedene Versionen der Geschichte geschrieben worden, die in Büchern und im Internet unter Titeln wie Der taoistische Bauer, Der Bauer und sein Pferd, Der Vater, sein Sohn und das Pferd, Der alte Mann verliert ein Pferd usw. zu finden sind.
Während in der Originalversion der Sohn sein Pferd verliert und der Vater kommentiert, wird in neueren (westlichen) Versionen einer direkteren Sichtweise der Vorzug gegeben: Der Vater selber ist der Pferdebesitzer und kommentiert seine eigene Situation. Die meisten dieser Varianten sind länger und dramatisch ausgeschmückt, aber die Kürze und Prägnanz des Originaltextes haben den Vorteil einer einfacheren Erkenntnis.
Westliche Parallelen zu der Parabel finden sich in den Sprichwörtern
Dabei ist aber festzustellen, dass bei diesen Sprichworten die Perspektive „in Richtung Glück“ deutet.
Neutraler ist die Feststellung von Hamlet im Gespräch mit Rosenkranz:
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