Aller au contenu principal

El Choclo


El Choclo


El Choclo (spanisch: „der Maiskolben“) heißt der erotisch-zweideutige Titel dieses gleich nach La Cumparsita, A media luz und Adiós muchachos international meistgespielten Tangos.

El choclo ist das Meisterwerk Ángel Villoldos, eines berühmten Komponisten der Alten Garde, der Guardia Vieja.

Das ursprüngliche Instrumentalstück wurde am 3. November 1903 in Buenos Aires in dem eleganten Restaurant „El Americano“ von Villoldos Freund, dem Pianisten und Arrangeur José Luis Roncallo, uraufgeführt. José Luis Roncallo hat auch die bekannte Klavierpartitur verfasst, die wegen ihrer ins Auge fallende, künstlerisch gestalteten Titelseite in der Tangoliteratur immer wieder abgedruckt wird. Mit dieser Uraufführung in einem von der Oberschicht besuchten Lokal begann die gesellschaftliche Akzeptanz des Tangos, der bis dahin nur von der Unterschicht getanzt wurde. Villoldo initiierte den Kulturtransfer des Tangos nach Europa:

Der argentinische Volksmund verlieh dem populären Komponisten Ángel Gregorio Villoldo wegen seiner Bedeutung für die Entwicklung des gesungenen und getanzten Tangos den Ehrentitel El papá del tango criollo, Vater des argentinischen Tangos.

Erst vierzig Jahre später dichtete der Tangopoet Enrique Santos Discépolo die Gesangsvariante, die sich in der hispanophonen Welt im tango de canción, im gesungenen Tango, durchgesetzt hat. Darin wird der Aufstieg des Tangos aus verruchten Kreisen wie Elendsvierteln und Rotlichtmilieu in die bourgeoise Welt der höheren Schichten, im Umweg über die Metropole Paris, metaphorisch geschildert:

Über den Ursprung des zweideutigen Titels berichtet die Tangoliteratur unterschiedliches. Im übertragenen Sinne ist el choclo, „der Maiskolben“, wegen seiner Form als Phallussymbol bekannt. Zum andern ist er als Gemüse unverzichtbarer Bestandteil des volkstümlichen puchero rioplatense (spanisch puchero bedeutet „Eintopf, Pott, Steintopf; auch Lebensunterhalt“), des rioplatensischen Eintopfgerichts:

wobei die Vokabel puchero im übertragenen Sinn zur Anspielung auf den täglichen Lebensunterhalt verwendet wird: „ganarse el puchero“, was dem, Deutschen „sich die Brötchen verdienen“ entspräche:

So war ‘El choclo’ als Potboiler geplant, mit dessen eingängiger Melodie und der Aufführung an einem exquisiten Ort Villoldo sich eine bessere Existenz und dauerhaft mit Maiskolben gefüllte „Pucheros“ versprach. Das ursprüngliche Instrumentalstück wurde am 3. November 1903 oder 1905 in dem eleganten Restaurant „El Americano“, 6, Calle Cangallo, heute calle Teniente General Juan Domingo Perón, von dem Pianisten, Kontrabassisten und Arrangeur Jose Luis Roncallo uraufgeführt:

Nach Aussage der Schwester des Komponisten Villoldo war „El choclo“ der Spitzname eines bekannten blonden Zuhälters, den man ihm wegen seiner Haarfarbe gegeben hatte:

Die Dichtung des Tangolyrikers Enrique Santos Discépoloaus dem Jahre 1947 ist die bekannteste und am meisten gesungene argentinische Textversion von ‘El choclo’:

Hier Discépolos Textversion aus dem Jahre 1947, El choclo:

Ángel Vargas singt 1941 die Fassung von Juan Carlos Marambio Catán:

1929: Orquesta típica Victor; 1947: Libertad Lamarque im Film 'Gran Casino'; 1947: Orquesta típica Ricardo Tanturi, Sänger Alberto Castillo; 1948: Orquesta típica Francisco Canaro, Sänger Alberto Arenas; 1949: Tita Merello im Film 'La historia del tango'

Nach Deutschland kam das Instrumental-Musikstück bereits vor dem Ersten Weltkrieg. Hier spielte es der rumänische Kapellmeister des Berliner Orchesters Palais de danse, Giorgi Vintilescu, im Jahre 1912, wie es das Grammophon-Schallplatten-Etikett, Label 2-940829, zeigt.

  • Milva singt eine deutsche Textfassung: „Das sind die Männer mit den graumelierten Schläfen.“
  • Milva sing eine italienische Textfassung: «All'Osteria»

Im Jahre 1952 gaben die US-Amerikaner Lester Allen und Robert Hill dem Tango ‘El choclo’ ein neues Gewand. Flamenco-Anklang und ein inhaltlich völlig anderer englischer Text. Sie gaben ihn im Einverständnis mit Louis Armstrong unter Missachtung der Autorenrechte als nordamerikanischen Tango aus und nannten ihn ‘Kiss of Fire’. Durch Einspruch argentinischer Copy-Right Wächter wurde das Plagiat publik. Die US-Amerikaner ergänzten daraufhin das Schallplattenlabel: 'Kiss of Fire' mit (‘El choclo’) in Klammern.

Vokalisten waren im Jahre 1952 der Trompetist Louis Armstrong, begleitet von seinem Orchester und Georgia Gibbs und Toni Arden. ‘Kiss of Fire’ platzierte sich 1952 auf Nr. 1 in den US-amerikanischen Billboard-Charts.

Hier die englischen lyrics von Kiss of Fire:

Der Komponist und Arrangeur Mario Jesús Báez schuf wiederum eine spanischsprachige Version von ‘Kiss of Fire’. Aus dem als ‘Kiss of Fire’ verkleideten, plagiierten Musikstück ‘El choclo’ wurde nun Beso(s) de fuego.

Connie Francis singt ‘Beso(s) de fuego’ in einer Tango-Version und die puerto-ricanische Sängerin Carmen Delia Dipiní singt ‘Beso(s) de fuego’ in einem rhythmisch abgewandelten Stil, in einer Bolero-Variante.

  • Héctor Ángel Benedetti: Las mejores letras de tango. Antología de doscientas cincuenta letras de tango, cada una con su historia. Planeta, Madrid 2012, ISBN 978-987-580-514-9.
  • Francisco García Jiménez: Así nacieron los tangos. — Comentarios de Pedro Ochoa. Verlag Corregidor, Buenos Aires 2018, ISBN 978-950-05-3160-3.
  • Oscar del Priore, Irene Amuchástegui: Cien tangos fundamentales. 2. Auflage. Verlag Aguilar, Buenos Aires 2008, ISBN 978-987-04-1123-9, S. 26–29, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche.
  • Dieter Reichardt: Tango. Verweigerung und Trauer. Kontexte und Texte. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1984, ISBN 3-518-37587-3.
  • Partition des Tangos ‘El choclo’ — auf Todotango.com
  • Piano Sheet music – ‘El choclo’ (Kiss of Fire) auf YouTube
  • Estilos de tango — Tangostile – Am Klavier erläutert der argentinische Pianist und Musikologe Mario Marzán sehr anschaulich die Entstehung und Evolution der Tango-Rhythmen.
  • Özgür Demir & Marina Marques auf YouTube — Professionelle Tangueros tanzen ‘El choclo’. Es spielt das Tango Harmony Orchestra, Budapest.
  • Orquesta Típica Victor – El Choclo auf YouTube, instrumental, 1929
  • Orquesta típica Carlos di Sarli – El choclo auf YouTube, instrumental 1954
  • Libertad Lamarque singt den Liedtext Discépolos auf YouTube, Szene aus dem Film ‘Gran Casino’ von Luis Buñuel, 1947
  • Alberto Castillo singt den Liedtext Discépolos auf YouTube, 1947, Orquesta típica Ricardo Tanturi
  • Alberto Arenas singt den Liedtext Discépolos auf YouTube, 1948, Orquesta típica Francisco Canaro
  • Tita Merello singt den Liedtext Discépolos auf YouTube, Filmausschnitt La historia del tango, 1949
  • Orquesta típica Aníbal Troilo, Sänger Raúl Berón auf YouTube, 1952
  • Charlo y su orquesta típica auf YouTube, 1952
  • Louis Armstrong ‘Kiss of Fire’, mit Liedtext auf YouTube

Text submitted to CC-BY-SA license. Source: El Choclo by Wikipedia (Historical)


INVESTIGATION