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An die Freude


An die Freude


An die Freude ist eines der berühmtesten Gedichte Friedrich Schillers. Die Ode entstand im Sommer 1785 und wurde unter anderem von Ludwig van Beethoven im 4. Satz seiner 1824 uraufgeführten 9. Sinfonie vertont.

Mit hohem Pathos beschreibt diese Ode das klassische Ideal einer Gesellschaft gleichberechtigter Menschen, die durch das Band der Freude und der Freundschaft verbunden sind.

Das Gedicht besteht in der frühen Fassung aus 9 Strophen zu je 8 Versen, jeweils gefolgt von einem Refrain mit 4 Versen, der als „C h o r.“ gekennzeichnet ist, und wurde in der Thalia so veröffentlicht.

Schiller beurteilte sein eigenes Werk eher kritisch, was sich auch in mehreren Änderungen des Gedichtes niederschlug.

Die 1808 posthum veröffentlichte Variante des Gedichtes war um die letzte Strophe gekürzt und zeigte eine andere Wortwahl in der ersten Strophe:

Alle Verse des Gedichts sind 4-hebige Trochäen ohne Auftakt. Dabei wechseln sich in den 8-versigen Strophen männliche und weibliche Reime im Kreuzreim ab, während der Refrain aus einem umarmenden Reim besteht.

In der ersten Strophe wird der Kontext des Gedichtes geschaffen, indem die Freude als Allegorie direkt angesprochen und als göttlich in Bezug auf das Elysion aus der griechischen Mythologie dargestellt wird. Durch „Deine Zauber binden wieder …“ wird der Freude eine Menschen verbindende Eigenschaft zugesprochen. Zwar kann Brüder auf die nur maskuline Bedeutung verstanden werden, da jedoch von allen Menschen gesprochen wird, ist der Begriff allgemein im Sinne von Brüderlichkeit zu verstehen. Zudem wird der Text in der Vertonung Ludwig van Beethovens auch von Frauen gesungen.

Die zweite Strophe spricht von dem „Große[n] Wurf“, der darin besteht, „Freund zu seyn“ oder ein „Weib errungen“ zu haben. Der soziale „Bund“ (im Sinne von Gemeinschaftlichkeit, Freundschaft, Liebe, Ehe) oder vielmehr die Zwischenmenschlichkeit allgemein ist als Krönung des Lebens zu verstehen. Das „Erdenrund“ wird als Bund aller Menschen verstanden.

Die dritte und die vierte Strophe nehmen Bezug auf die Natur: Die Freude sei ein wichtiger Bestandteil natürlicher Lebensweise und Triebkraft der Welt.

Schiller war mit dem Freimaurer Christian Gottfried Körner befreundet, der von 1812 bis 1816 eine Gesamtausgabe von Schillers Werken herausgab. Als poetische Freundschaftserklärung an Körner schrieb Schiller im Sommer 1785 die Ode An die Freude. Entgegen einer verbreiteten Meinung hat Schiller sein Gedicht nicht einer Dresdner Freimaurerloge zugedacht, sondern diese Widmung stammt von Johann Christian Müller, der die Ode früh vertont hat. Schiller wohnte damals in einem umgebauten Bauernhaus in dem nahe Leipzig gelegenen Dorf Gohlis, einem heutigen Stadtteil Leipzigs, ab dem 13. September 1785 im Weinberghaus Körners in dem damaligen Dorf und heutigen Dresdener Stadtteil Loschwitz. Sein bis dahin sehr wechselhaftes Leben, vor allem durch Geldsorgen bedingt, änderte sich durch den mäzenatischen Freund Körner sehr. Inspiriert davon und von Dresden und den Waldschlösschenwiesen vollendete er die Ode An die Freude im November 1785 und sandte sie am 29. November zum Druck für das zweite Heft der Thalia an den Buchhändler Georg Göschen in Leipzig. In dem Brief Schillers heißt es: „Das Gedicht an die Freude ist von Körnern sehr schön komponiert. Wenn Sie meinen, so können wir die Noten, welche nur eine ½ Seite betragen, dazu stechen lassen?“, die Schiller mit seinem Gedicht in gedruckter Form am 13. und 23. Februar 1786 wieder zurückerhielt.

Zu beachten ist jedoch, dass Schiller Jahre später, nachdem die prärevolutionäre Euphorie der 1780er Jahre bei ihm verflogen war, die Ode an die Freude keineswegs als Meisterwerk seinerseits bezeichnete. Vielmehr sei sie von der Realität abgewandt. In einem Brief an Körner schreibt Schiller am 21. Oktober 1800:

Schon in ihrer Entstehungszeit war die Ode äußerst populär, wie bereits die vielfachen Umdichtungen in studentischen Stammbüchern beweisen. Noch heute wird das Lied von Studentenverbindungen vielfach gesungen, jedoch mit einer anderen Melodie.

Dass Ludwig van Beethoven sich ausgerechnet in einer Zeit der politischen Restauration (im Jahr 1824) entschloss, seine Neunte Symphonie mit einem Chorgesang mit Schillers Text enden zu lassen, bewertet Aribert Reimann folgendermaßen:

„Nach all dem politischen Wirrwarr und den Schrecknissen der Zeit, die auch Beethoven selbst erlebt hat, ist dieses Werk am Ende ein Appell, eine Sehnsucht nach Verbrüderung, nach Freude und Jubel, nach der Utopie eines Weltfriedens, nach einer Welt ohne Kriege und Zerstörung.“

Dieter Hildebrandt verweist darauf, dass der Hamburger Dichter Friedrich von Hagedorn schon 1744 – und damit vier Jahrzehnte vor Schiller – ein anderes Gedicht mit dem Titel An die Freude schuf. Reinhard Breymayer benennt pietistischen Einfluss besonders auf die Verse „Brüder – überm Sternenzelt / muß ein lieber Vater wohnen“ durch den Astronomen und Pfarrer Philipp Matthäus Hahn. Dessen Liebestheologie betonte die väterliche Liebe Gottes außerordentlich.

2011 wurde das Gedichtmanuskript in Basel an einen anonymen telefonischen Bieter für eine halbe Million Franken versteigert. Die Stiftung Weimarer Klassik hatte erfolglos mitgeboten.

(vereinfacht)

Die Ode „An die Freude“ liegt dem letzten Satz der 9. Sinfonie von Ludwig van Beethoven zugrunde. Beethoven verwendete die komplette 1. und 3. Strophe sowie einige Teile der 2. und 4. Strophe. Obwohl die Absicht der Vertonung von Schillers Hymne fast das ganze Leben Beethovens begleitete, war es für ihn selbst nicht von Anfang an klar, ob nun wirklich ein Chor oder ein rein instrumentales Finale das Werk abschließen sollte. Eine Entscheidung für den Chor fiel wahrscheinlich erst gegen Ende des Jahres 1823.

Franz Schubert vertonte die Ode bereits 1815 – also vor Beethovens 9. Sinfonie – als Lied für Solostimme und Klavier. Im Deutsch-Verzeichnis trägt das Werk die Nummer 189. Auch hier wurde der Text verkürzt.

Vor beiden bekannteren Vertonungen hatte bereits Carl Friedrich Zelter, der vor allem mit seinen Vertonungen von Goethe-Texten im Stil der zweiten Berliner Liederschule bekannt ist, 1792 eine Vertonung für gemischten Chor und Begleitung (in D-Dur) auskomponiert. Diese hat er in Folge in vielerlei Besetzungen umgewandelt, z. B. für Terzett und vierstimmigen Männerchor.

Des Weiteren existieren Vertonungen der folgenden Komponisten:

  • Christian Gottfried Körner (1786)
  • Johann Friedrich Reichardt (1796)
  • Johann Friedrich Hugo von Dalberg (1799)
  • Johann Rudolf Zumsteeg (1803)
  • Pjotr Iljitsch Tschaikowski (1865), für Solostimmen, Chor und Orchester, in russischer Übersetzung.
  • Seid umschlungen, Millionen! (1892), ein Walzer, Op. 443 von Johann Strauss II
  • Diesen Kuss der ganzen Welt! (1892), Carl Michael Ziehrer, ein Walzer, Op. 442 in Fortsetzung des von Strauss komponierten
  • Z. Randall Stroope (2002), für Chor und Klavier zu vier Händen

Der Begründer der Paneuropa-Bewegung Richard Nikolaus Graf von Coudenhove-Kalergi schlug schon 1955 Beethovens Vertonung als neue europäische Hymne vor. Seit 1972 ist die Melodie offizielle Hymne des Europarats. Auch zu sonstigen feierlichen Anlässen (z. B. zum Jahresende) wird das Stück gerne gespielt. Auf Bitte des Europarats arrangierte Herbert von Karajan drei Instrumentalversionen: für Klavier, für Blasinstrumente und für Orchester. Seine Instrumentalversion ist seit 1985 die offizielle Hymne der Europäischen Union.

Bevor die dritte Strophe des Deutschlandliedes 1952 zur deutschen Nationalhymne bestimmt wurde, diente die Ode nach dem Zweiten Weltkrieg häufig als inoffizielle Hymne. Bei den olympischen Spielen zwischen 1956 und 1964 wurde die Ode zur Hymne der gesamtdeutschen Mannschaft und 1968 zur Hymne beider deutscher Olympiamannschaften.

Weihnachten 1989, einen Monat nach dem Fall der Mauer, wurde Beethovens 9. Symphonie im Ostberliner Konzerthaus am Gendarmenmarkt unter Leonard Bernstein mit einem leicht geänderten Text aufgeführt: „Freiheit, schöner Götterfunken“.

Darüber hinaus fand das Stück, wenn auch entsprechend modifiziert, im christlichen und insbesondere im Gospelbereich seine Anerkennung. So hat beispielsweise 1907 Henry J. van Dyke unter dem Titel „Joyful, Joyful We Adore Thee“ einen christlichen Text zur Melodie von Beethoven verfasst. Diese Bearbeitung ist im englischsprachigen Raum insbesondere als Weihnachtslied verbreitet. Eine Improvisation darüber kommt im Film Sister Act 2 vor.

Einzelne Vertreterinnen der feministischen Linguistik nehmen an der angeblichen Frauenfeindlichkeit des Liedes Anstoß. Das Motto „Alle Menschen werden Brüder“ lege entweder die Interpretation nahe, dass Frauen keine Menschen seien oder dass sie sich vermännlichen müssten, um in den „Bruderbund“ einbezogen werden zu können, indem sie nicht „Schwestern“, sondern „Brüder“ würden. Eines der programmatischen Bücher der feministischen Linguistik von Luise Pusch hat den Titel „Alle Menschen werden Schwestern“.

Als eine der weitestverbreiteten Aufnahmen gilt die 2004 von Gotthilf Fischer und seinen Chören aufgenommene Version, die unter den Titeln „Freude schöner Götterfunken“ oder „European Hymn“ 2019 und 2021 für insgesamt mehr als 22,5 Millionen digitale und physische Verkäufe mit zwei Impala Awards ausgezeichnet wurde.

  • Friedrich John Böttner: Schillers Hymne an die Freude. In: Quatuor Coronati. Jahrbuch für Freimaurerforschung. ISSN 0171-1199, Jg. 26 (1989), S. 35–64.
  • Ode „An die Freude“ – Inhalt, Text, Entstehung und Interpretation im Friedrich Schiller Archiv
  • An die Freude: MIDI/MP3-Version, mit Text und Übungsdateien für Choristen
  • Die europäische Hymne (auch zum Anhören)
  • Nikolas Immer: Freude für die Freunde. Zu Schillers Kultur der Geselligkeit. In: PhiN. Philologie im Netz 53 (2010).
  • Lorenz Hoffmann, Tobias Barth: Diesen Kuss der ganzen Welt – Wie ein Trinklied zur Europahymne wurde. (mp3-Audio; 27 MB; 29:13 Minuten) In: MDR-Kultur-Sendung „Feature“. 31. Dezember 2022; abgerufen am 10. Januar 2023. 

Text submitted to CC-BY-SA license. Source: An die Freude by Wikipedia (Historical)