Aller au contenu principal

Liste der Stolpersteine in Moers


Liste der Stolpersteine in Moers


Die Liste der Stolpersteine in Moers gibt einen Überblick über die Schicksale der Opfer des Nationalsozialismus, an die mit den vom Kölner Künstler Gunter Demnig verlegten Stolpersteinen auf dem Gebiet der Stadt Moers erinnert werden soll. Bis zum Jahr 2021 wurden 121 Gedenksteine verlegt.

Die erste Anregung zur Verlegung von Stolpersteinen in Moers lieferten Schüler des Gymnasiums in den Filder Benden im Jahr 2004. Es folgte eine Erörterung und Abwägung der Argumente, da es sowohl negative Rezeption, zum Beispiel von der mit Moers verbundenen Judaistin Edna Brocke, die 2006 das Konzept der Stolpersteine ablehnte, da sie „ihre Landsleute mit Füßen getreten sieht“, als auch Zustimmung für diese international bekannte und verbreitete Art von Mahnmal gab. Die Diskussion blieb zunächst ohne Resultat.

Einige Jahre später nahmen die Vereine „Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Moers“ und „Erinnern für die Zukunft“ die Planung wieder auf. Als Grundlage zur Verlegung legten diese die Zustimmung der Hinterbliebenen, sofern sie identifizierbar waren, fest. Im Juni 2011 sandten die Vereine einen Antrag für die städtische Genehmigung an den Bürgermeister Norbert Ballhaus. Am 22. September 2011 fand eine Vorberatung des städtischen Rats statt. Die führten erneut eine Diskussion, die die Zwiespältigkeit der Parteien deutlich machte. Mehrere Politiker (FDP, Die Linke) zeigten, auch unter Berufung auf Edna Brocke, Bedenken gegenüber den Stolpersteinen, wogegen sich die Fraktionen der SPD, FBG und Grünen einstimmig hinter das Projekt stellten. Diese Debatte, die ein Scheitern der Stolpersteine nahelegte, wurde am Entscheidungstag am 19. Oktober 2011 fortgesetzt. Der Rat stimmte dem Antrag letztendlich mit großer Mehrheit zu.

Im Februar 2013 gab die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Moers die Verlegung von elf Stolpersteinen vor fünf Gebäuden bekannt. Diese fand am 27. Mai 2013 zwischen 15 Uhr und 17 Uhr statt. Am Abend des Tages hielt Gunter Demnig außerdem einen öffentlichen Vortrag im Alten Rathaus.

Am 27. August 2014 wurden, gefördert von der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit und dem Verein Erinnern für die Zukunft, weitere 18 Stolpersteine an neun Standorten verlegt. Die Verlegung der Steine wurde begleitet von der Darstellung des Lebens der Ermordeten durch Schüler verschiedener Moerser Schulen, Liedvorträgen mit jiddischen Liedern und Arbeiterliedern und Gedichten von Wolfgang Borchert und Erich Fried. Teilweise berichteten Verwandte der Ermordeten über die Erinnerungen in ihren Familien.

Bei der Verlegung sechs weiterer Stolpersteine am 24. November 2015 mahnte der ehemalige Bundesminister Jürgen Schmude im Rahmen seiner Erinnerung an Reinhold Büttner (Bismarckstraße 61), den Vater seines Vorgängers Fritz Büttner, an die Verantwortung für Menschen, die in Not sind, und ermunterte dazu, den Flüchtlingen, die den Weg nach Deutschland gefunden haben und hier vor Verfolgung, Unterdrückung und Krieg Schutz suchen, zur Seite zu stehen. Bei der Zeremonie zur Stolpersteinverlegung für Paul Ulrich am 27. November 2015 waren die beiden Töchter Hannelore und Helga anwesend. Im Bericht der Älteren, Hannelore, war immer noch der Schmerz deutlich spürbar, den die beiden Kinder – damals zehn und sieben Jahre alt – bei der Verhaftung ihres Vaters, bei den dann folgenden Anfeindungen von anderen Jugendlichen und der Angst vor dem Jugendamt sowie insbesondere von Hannelore bei ihrem einzigen Besuch bei ihrem Vater im Zuchthaus (1941) erlitten hatten. Weil mit Paul Ulrich auch Johann Esser erneut wegen „Hochverrat“ verhaftet und mit siebzehn weiteren Widerstandskämpfern zu langen Zuchthausstrafen verurteilt wurde, stimmten die Teilnehmer der Zeremonie begleitet vom Posaunenchor Moers das Lied Die Moorsoldaten an.

Im Jahr 2016 wurden an drei Tagen insgesamt 16 neue Stolpersteine verlegt. Es begann mit einer Verlegung von 6 Steinen im Wohnquartier Matthek. Aus einer ehemaligen Kaserne für belgische Besatzungstruppen nach dem Ersten Weltkrieg war hier um 1926 eine Arbeitersiedlung entstanden, in der wie in anderen Wohnbereichen der Bergarbeiter in Moers die KPD als politische Kraft sehr großen Einfluss hatte, war die Matthek einer der Orte, in der sich der Arbeiterwiderstand gegen die Nationalsozialisten deutlich zeigte. Weil die Siedlung in den 1960er Jahren durch moderne, mehrgeschossige Wohnbauten ersetzt worden war, können die tatsächlichen Wohnorte der NS-Opfer nicht mehr rekonstruiert werden. Deshalb hat man sich entschlossen, sechs Steine am Eingang der Siedlung in der Leipziger Straße gemeinsam zu verlegen. Annähernd 100 Menschen kamen, um der Gedenkfeier beizuwohnen, darunter bei vielen der Stolpersteine auch Angehörige der Ermordeten. Bürgermeister Christoph Fleischhauer rief auf, „nach vorne zu blicken, damit man sich nicht selbst Steine in den Weg legt.“ Schüler trugen mit Textbeiträgen und einem eigenen „Anne-Frank-Lied“ zur Erinnerung bei. Auch an allen anderen Verlegeorten zeigten Schüler mit Präsentationen, wie sie sich mit dem Thema und den von ihnen betreuten Opfergeschichten auseinandergesetzt hatten. Gewerkschaftssekretär Guido Freisewinkel wies bei der Verlegung in der Kirschenallee darauf hin, dass rechte Kräfte auch heute wieder eine Gefahr für die Demokratie darstellen.

Ein besonderes Ereignis war die Verlegung am 29. Oktober 2016. Hier wurde erstmals eines Opfers der sogenannten „Euthanasie“ der Nationalsozialisten gedacht. Der Wahnidee der „Ausmerzung“ „unwerten Lebens“ sind in der NS – Zeit über 200.000 Menschen zum Opfer gefallen, davon mehr als 100 im Altkreis Moers und ca. 30 Menschen in Moers. Die Gedenkfeier wurde eingeleitet durch ein Wiegenlied von Ilse Weber, mit einem Solopart der Moerserin Britta Benzenberg. Das erschreckende Vorgehen der Nationalsozialisten schilderte Maren Schmidt vom Verein „Erinnern für die Zukunft“ eindrucksvoll. Der stellvertretende Bürgermeister Ibrahim Yetin mahnte, diese Ereignisse weiterzutragen, damit die dahinter stehende Ideologie in der Zukunft keine Chance habe. Schüler der „Hilda-Heinemann-Schule. Förderschule für die geistige Entwicklung“ trugen vor, wie sie sich eine Zukunft von Karin Alt vorstellen, wenn sie nicht ermordet worden wäre. Erst durch die Aktion der Stolpersteine habe sich die Familie intensiv mit dem Schicksal von Karin Alt auseinandergesetzt und auch Spuren gefunden, berichtete Silvia Rosendahl, einer Nichte von Karin Alt. Die übliche Zusammenkunft nach dem Gedenkakt brachte viele Menschen ins Gespräch.

Im Jahr 2017 wurden weitere vier Stolpersteine für jüdische Mitbürger verlegt. Hinzu kamen Stolpersteine für zwei Widerständler, für einen Zeugen Jehova, für zwei Opfer der NS-Krankenmorde sowie für einen Bürger, der das Regime öffentlich kritisiert hatte. Begleitet waren die Verlegungen von Improvisationen auf der Trompete des Moerser „Improviser in Residence“, John Dennis-Renken. Die Stolpersteine des Jahres 2018 erinnern an drei jüdische Familien mit 9 Steinen sowie an vier Mitbürger, die der sogenannten „Euthanasie“ des NS-Regimes zum Opfer gefallen sind. In der Nacht unmittelbar nach der Verlegung waren drei der dreizehn verlegten Steine von Vandalen mit schwarzer Farbe beschmiert worden. Die Steine waren jedoch noch am selben Tag vom Verein „Erinnern für die Zukunft“ wieder gereinigt worden. Mit der Verlegung von neuen weiteren Stolpersteinen am 27. Mai 2019 gedachten die Moerser fünf jüdischen Opfern sowie vier Opfern der NS-Krankenmorde.

Die Stolpersteinverlegung am 7. Oktober 2020 erfolgte für neun Opfer an sechs Verlegestellen. Fünf Fälle betrafen erneut Krankenmorde, bei denen deutlich zum Ausdruck kommt, dass die „Vernichtung lebensunwerten Lebens“ durch die Nationalsozialisten systematisch betrieben wurde. In drei Fällen waren Angehörige anwesend, die sich ausdrücklich für das Gedenken durch die Verlegung von Stolpersteinen bedankten. Vieles war ihnen über das Schicksal der Ermordeten bis dahin unbekannt. Weitere vier Steine wurden für die jüdische Familie Isaacson verlegt. In diesem Fall berücksichtigte die Gesellschaft für Christlich Jüdische Zusammenarbeit Moers erstmals auch überlebende Opfer des Holocaust, weil im Schicksal der Familie besonders drastisch zum Ausdruck kommt, in welchem Ausmaß die jüdische Bevölkerung in Deutschland auch schon vor der systematischen Ermordung unter dem Nationalsozialismus litt.

Im Jahr 2021 wurden weitere 11 Stolpersteine verlegt. Die Verlegung erfolgte in diesem Jahr durch den städtischen Infrastrukturdienstleister enni., nachdem Gunter Demnig aufgrund der Corona-Pandemie seine Teilnahme abgesagt hatte. enni. hatte bereits in den Vorjahren bei den Verlegungen die technischen Vorbereitungen für die Gedenkakte durchgeführt. Verlegt wurden 6 Stolpersteine für eine jüdische Familie unter Anwesenheit des Bürgermeisters Christoph Fleischhauer. Das Ehepaar Siegfried und Jenny Callmann wurde mit ihren beiden Kindern Ernst-Ludwig und Leni am 10./11.12. 1941 in das Ghetto von Riga deportiert. Die Schwestern von Jenny, Adele und Rosa Sternberg, die bei der Familie Callmann lebten, wurden 1942 nach Theresienstadt verschleppt. Adele wurde in Theresienstadt, Rosa in Treblinka ermordet. Mit 5 weiteren Steinen wurde Opfern der NS-„Euthanasie“ gedacht. Darunter Ilse Schmidt, ein erst zweijähriges Kind. Sie starb in der „Kinderfachabteilung Waldniel“. Die Ansprache zum Gedenken hielt Claudia van Dyck als stellvertretende Bürgermeisterin. Anteil an den Gedenken nahmen erneut Verwandte der Ermordeten. Anlässlich des 80. Jahrestages der Deportation von 85 Juden der Moerser Synagogengemeinde fand am 11. Dezember 2021 eine gesonderte Gedenkveranstaltung unter Beteiligung von vier Moerser Schulen statt. Am Tag zuvor hatte bereits Winfried Nachtwei im Mercator Berufskolleg sowie am Abend im Vortragssaal des Alten Landratsamtes an die Deportationen nach Riga erinnert.

f1 Karte mit allen Koordinaten: OSM | WikiMap

  • Für die Schwafheimer Lehrerin Maria Djuk wurde ein Stolperstein in Mülheim (Althofstraße 44a) verlegt.
  • Juliane Bähr, geb. Eckstein, wurde am 28. September 1871 in Moers geboren. Für sie wurde ein Stolperstein in Bornheim gelegt.
  • Für die in Moers geborenen Schwestern Rosalia Goldschmidt, geborene Moses, und Johanna Rosenthal, geb. Moses, wurden in Ibbenbüren Stolpersteine verlegt. Rosalia Goldschmidt konnte 1939 zu ihrem Sohn Walter nach Südafrika fliehen. Johanna Rosenthal wurde am 15. Juni 1942 von Köln nach Theresienstadt deportiert und am 28. September 1942 ermordet.
  • Für Fanny Menke, geb. Leyser, geboren am 1. Juni 1891 in Moers, die Tochter von Jenny und die Schwester von Hugo, Julie, Louis und Siegmund wurde ein Stolperstein in Duisburg, Johanniterstraße 6 verlegt. Weil sie mit einem nichtjüdischen Mann verheiratet war, wurde sie nicht „nach Osten“ verschleppt. Sie kam aber in ein Arbeitslager nach Ammendorf bei Halle a. d. Saale, wo sie am 13. Januar 1945 ermordet wurde.
  • Für Hermann Michelson, geboren in Moers am 14. Oktober 1858, liegt ein Stolperstein in Mönchengladbach
  • Für Selma Regine Rosenthal, geb. Kaufmann wurde ein Stolperstein in Hagen verlegt.
  • Aus Moers nach Riga deportiert wurde 1941 Else Soberski, geb. Voß, die erst nach 1939 nach Moers gekommen war, nachdem ihr Haus in Bad Neuenahr zwangsversteigert worden war. Für sie liegt ein Stolperstein in der Lindenstraße 4 in Bad Neuenahr.

mit Einzelbiografien:

  • Bernhard Schmidt, Fritz Burger: Tatort Moers. Widerstand und Nationalsozialismus im südlichen Altkreis Moers. Aragon, 3. Aufl. Moers 2005, ISBN 978-3-89535-701-5
  • Bernhard Schmidt (Hrsg.): Moers unterm Hakenkreuz. Zeitzeugenberichte, Erinnerungsarbeit und Beiträge zur NS-Zeit im Altkreis Moers. Klartext, Essen 2008, ISBN 978-3-8375-0004-2
  • Brigitte Wirsbitzki: Geschichte der Moerser Juden nach 1933. Brendow, Moers 1991, ISBN 978-3-87067-440-3
  • Bernhard Schmidt: Mahnmal und Stolpersteine für die Familien Leiss und Christen
  • Moers bekommt Stolpersteine, 2013 auf YouTube
  • Stolpersteine in Moers auf YouTube
  • Stolpersteine für sechs Widerstandskämpfer in der Moerser Matthek auf YouTube
  • Stolpersteinverlegung für Karin Alt, ein „Euthanasie“ - Opfer auf YouTube
  • Ankündigung für die Stolpersteinverlegung am 9. Juni 2017 durch den Verein Erinnern für die Zukunft

Text submitted to CC-BY-SA license. Source: Liste der Stolpersteine in Moers by Wikipedia (Historical)